Das Hindenburg-Omen ist ein spezielles Analysekonstrukt und es beschreibt den Zustand eines Aktienmarktes, der sehr oft als Vorbote für eine stärkere Korrekturbewegung gilt. Das Omen wurde erstmals von James R. Miekka beschrieben.
Das Hindenburg-Omen gilt in der Trader-Szene als Vorbote eines Börsencrashs. Dies kann durchaus als Meinungsübertreibung angesehen werden, da es in der Geschichte der Aktienmärkte schon mehrfach Hindenburg-Omen gab und danach nichts Nennenswertes passierte. Damit wird auch deutlich, dass das Signal des Hindenburg-Omens nur eine Beschreibung eines Marktumstandes ist und bestenfalls darauf hinweist, dass es einen Nährboden für eine Aktienkorrektur gibt. Der Name „Hindenburg“ leitet sich vom Luftschiff Zeppelin LZ129 ab, das 1937 als eines der größten Luftschiffe (Länge 245 m) abstürzte. Das Unglück ereignete sich in den USA bei der Landung auf dem Weg von Frankfurt (Main) nach Lakehurst (New Jersey). Die Unglücksursache konnte nie zufriedenstellend geklärt werden, da auch ein Sabotageakt nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden konnte. Bei dem Unglück kamen 36 Menschen ums Leben.
Die Idee des Hindenburg-Omen stammt von James Miekka. Er ist der Herausgeber des Sudbury Bull and Bear Report — eines wöchentlichen Börsenreports. Der Report konzentriert sich auf die Technische Analyse des gesamten Aktienmarktes und verwendet proprietäre mathematische Indikatoren, um die kurzfristige Richtung des Aktienmarktes vorherzusagen.
Die Definition eines Hindenburg-Omens umfasst vier Marktbedingungen:
1. Die tägliche Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs und der neuen 52-Wochen-Tiefs an der NYSE müssen sich beide oberhalb von 2,2 Prozent der an dem Tag an der NYSE gehandelten Werte befinden. Einige Analysten sprechen auch von einem Schwellenwert, der bei 2,8 Prozent liegt.
2. Der NYSE-10-Wochen-GD (50-Tage-GD) steigt. Diese Regel gilt als vereinfachte Definition für einen Aufwärtstrend. Manchmal verwenden einige Analysten auch nur die Rate-of-Change (ROC) mit 50 Perioden. Der Markt ist also im Aufwärtstrend, wenn die ROC über der Nulllinie des Indikators liegt.
3. Der McClellan-Oszillator bewegt sich unterhalb seiner Nulllinie. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Oszillator-Variante einer Advance-Decline-Line (ADL), die von Sherman und Marian McClellan entwickelt wurde. Ein 19- und 39-Tage-EMA der ADL werden voneinander subtrahiert und ähnlich wie ein MACD-Indikator abgebildet.
4. Die Anzahl der neuen 52-Wochen-Höchstwerte darf nicht mehr als doppelt so hoch sein wie die Anzahl der neuen 52-Wochen-Tiefstwerte.
Wie sollte man als Trader mit einem Hindenburg-Omen umgehen?
Das breit angelegte Hindenburg-Omen basierte im Wesentlichen auf der Suche nach Marktbedingungen, die nach signifikanten Markthochs auftraten. Ist ein gültiges Signal eine Garantie für eine zukünftige Marktschwäche? Nein, natürlich nicht. Aber wenn man sich die Geschichte der Aktienmärkte anschaut, dann gab es nur sehr wenige größere Kurskorrekturen, denen kein passendes Hindenburg-Omen vorausging. Deshalb sollte man als gewissenhafter Trader bei einem Hindenburg-Omen sein Risiko- und Money-Management anpassen.
Das Omen basiert auf der Annahme, dass ein gesunder Aufwärtstrend regelmäßig neue 52-Wochen-Hochs erreicht. Ein Markt neigt jedoch zur Schwäche, wenn parallel dazu auch 52-wöchige Markttiefs erzeugt werden. Wenn beide Kriterien also gleichzeitig auftreten, prognostiziert das Hindenburg Omen Probleme. Das Signal tritt typischerweise während eines Aufwärtstrends auf, wenn es noch viele neue Höchststände gibt. Aber schon eine wachsende Zahl neuer Tiefststände deutet auf eine geteilte Marktmeinung hin.
Wenn ein Hindenburg-Omen einmal angezeigt wurde, bleibt das Signal 30 Handelstage lang aktiv. Jedes weitere Signal innerhalb dieses Zeitraums kann ignoriert werden.
So sieht James Miekka die Bedingungen des Omens
Warum wird eine auf den ersten Blick „verwirrende“ Kombination von Faktoren gewählt, um Signale für eine Marktschwankung herauszufiltern? Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass diese Kombination Veränderungen in der Marktbreite seismographisch erfasst.
Zur 1: Jim Miekka fiel auf, dass bei großen Markthochs nicht nur viele Aktien neue 52-Wochen-Höchststände erreichten, sondern auch eine Reihe von Aktien neue 52-Wochen-Tiefststände verzeichneten. Dies deutet auf eine breitete Unentschlossenheit des Marktes hin, da die Aktien gleichzeitig aus- und einbrechen. Aus technischer Sicht sollten mindestens 2,2 % der NYSE-Notierungen am selben Tag einen neuen Höchststand und 2,2 % einen neuen Tiefststand erreichen. Damit ist die zweite der drei Bedingungen erfüllt.
Zur 2: Die zweite Bedingung („NYSE 10-Wochen-GD steigt“) soll sicherstellen, dass der Aktienmarkt sich in einem Aufwärtstrend befindet und nicht Zufälligkeiten in einem Seitwärtsmarkt untersucht werden.
Zur 3: Die dritte Bedingung (negativer McClellan Oszillator) bietet ebenfalls ein Distributionsmerkmal. Wenn der Oszillator negativ ist, dann steht zumindest kurzfristig die Masse der Marktteilnehmer auf der Verkaufsseite und das Aufwärtsmomentum fehlt.
Zur 4: Die vierte Bedingung kann man sich wie eine Donchain-Channel vorstellen. Es gibt eine obere und eine untere Linie. Der Quotient aus oberer und unterer Linie darf nicht größer als zwei sein. Man könnte die Situation auch so beschreiben, dass ein enger Donchain- Channel zu einem fragilen Trend führt. Ist der Quotient aus 52-Wochen-Hochs und 52-Wochen-Tiefs jedoch klein, ist der Markt für eine Korrektur bereit.
So war es in der Vergangenheit
In der jüngsten Marktgeschichte haben wir drei gültige Signale gesehen: August 2019, Februar 2020 und Dezember 2021. Zwei dieser Signale traten vor deutlichen Kursrückgängen auf, weshalb wir aufgrund des ersten Signals, das wir diese Woche identifiziert haben, heute etwas skeptisch sind, was weitere Kursanstiege angeht. Sollten wir in den nächsten Wochen ein bestätigtes Hindenburg-Omen-Signal mit einem weiteren Zusammentreffen von Triggern sehen, dann könnten wir gerade über den Abgrund eines größeren Marktrückgangs blicken.
Indikatoren wie das Hindenburg-Omen treten nicht häufig auf und sind sicherlich nicht hundertprozentig genau, wenn es darum geht, große Markthochs zu erkennen. Aber aufmerksame Anleger wissen, dass sie auf der Hut sein müssen, wenn die Bedingungen denen ähneln, die bei früheren Markthochs herrschten. Denken Sie daran, dass alle großen Verluste als kleine Verluste begonnen haben!
Fazit:
Die vier genannten Kriterien für das Hindenburg-Omen lassen sich theoretisch auch umkehren, um nach einem möglichen Kaufsignal zu suchen. Statistische Auswertungen hierzu liegen jedoch noch nicht vor. Abwärtsbewegungen sind in der Regel dynamischer und volatiler als Aufwärtsbewegungen. Daher sollte nach neuen Systemeinstellungen für ein bullishes Omen gesucht werden. Innerhalb der technischen Analyse gibt es nur wenige echte Crash-Indikatoren. Dies hängt damit zusammen, dass letztlich immer Einflüsse großer Marktteilnehmer möglich sind. Greift beispielsweise eine Notenbank mit Stützungskäufen in einen Markt ein oder wird ein Börsenplatz kurzfristig geschlossen, so verändern sich die Bedingungen des Marktes. Die Preisbildung durch Angebot und Nachfrage wird dann nicht immer korrekt ablaufen.
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Bild: Wochen-Chart des S&P 500 mit Hindenburg-Omen
Im oberen Kursverlauf wurden automatisch Schattierungen eingeblendet. Genau in diesen Phasen trat das Hindenburg-Omen auf. Grundsätzlich gab es nur im Jahr 2013 ein kurzes Fehlsignal. Als Trader kann man davon ausgehen, dass die Dauer eines Hindenburg-Omens die Signalwirkung verstärkt.
Quelle: tradingview.com
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