Trading mit Pullbacks

Pullbacks – Ein dauerhaftes Erfolgsrezept

Eines der wichtigsten Handelskonzepte ist der Rücklauf nach einer starken Kursbewegung. Eine große Anzahl von professionellen Tradern schwört auf dieses Erfolgsschema. Es liegt hauptsächlich an der Kombination von geringem Risiko und hoher Gewinnmöglichkeit. In der Literatur findet man oft unterschiedliche Begriffe für den Rücklauf. Viele Analysten sprechen von Retracement, Korrektur, Konsolidierung oder Pullback. Gemeint ist immer das gleiche.

Das nachfolgende Bild zeigt das Grundprinzip des Rücklaufs.

Pullback

Bild 1: Rücklauf nach einer Anstiegswelle

Das Bild 1 zeigt eine starke Anstiegswelle A mit einem anschließenden Rücklauf der Welle B. Die Länge der Welle C steht in einem engen Zusammenhang mit der Kraft der Bullen aus Welle A und der Kraft der Bären in Welle B.

Die Kunst des Tradings besteht darin zu wissen, wann die Welle B endet bzw. die Welle C startet. Der Rücklauf kann die unterschiedlichsten Formen annehmen. Die Variationen sind praktisch unbegrenzt.

Ab wann wird eine Aktie oder ein Produkt preiswert?

Eine gute Frage: Ab welchen Preis, wird eine Aktie so günstig, dass Sie kaufen würden? Bei der Beantwortung hilft uns die Psychologie. Eine Voraussetzung ist, dass der Kauf der Aktie kein zwingendes Bedürfnis wäre. Wären Sie nämlich in der Wüste, kurz vor dem Verdursten, dann würden Sie auch 1000 Euro für eine Wasserflasche bezahlen.

Der Extremfall ist für uns Börsianer nicht relevant. Vielmehr gilt, dass wir kaufen können, aber nicht müssen. Bei dieser Ausgangssituation läuft es immer auf den halben Preis zu. Sobald ein 50%-Rabatt möglich wird, ist ein potenzieller Käufer gierig.

Pullbacks mit 50%

Bild 2: Der 50%-Rücklauf ausgehend von einer Aufwärtsbewegung

 

Viele Beispiele unter Auktionen

Das Verhaltensmuster können Sie sehr gut bei Ebay-Auktionen beobachten. Wenn zum Beispiel ein Produkt einen Neupreis von 60 Euro hat, und das Produkt mit einem Startpreis von 1 Euro bei Ebay hineingestellt wird, dann werden Sie feststellen, dass schnell der Preis auf 30 Euro ansteigen wird. Wenn die 30 Euro erreicht sind, vermindert sich die Angebotsanzahl merkbar. Nur noch träge kommt es zu einem weiteren Anstieg des Auktionspreises. Erst zum Ende der Auktion kann sich der Preis noch einmal drastisch verändern. Dann treffen nämlich die Gebote ein, von denjenigen, die das Produkt dringend benötigen. Nur durch emotionalen Zwang steigt der Preis weit über die 50%-Grenze an. Und wie stark ein emotionaler Zwang werden kann, können Sie bei Kunstversteigerungen beobachten. Oft sind die Kunstgegenstände einzigartig und haben eine Historie. Spitzenpreise entstehen immer durch das „Unbedingt-Besitzen-Wollen“. Wie wir wissen, kann der Reiz unfassbar hoch werden.

Die Fibonacci-Anhänger und ihre Prophezeiung der Pullbacks

Der Rücklauf impliziert die künftigen Erwartungen der Marktteilnehmer. Hoffnungen, Ängste und neue Informationen verzerren währenddessen die normale Preisbildung. Dadurch weicht der Preis nicht selten vom 50%-Niveau ab.

Die Anhänger der Fibonacci-Analyse werden Ihnen erzählen, dass es mehrere wichtige Rücklauf-Niveaus gibt. Es gibt eine Zahlenreihe, die vom Mathematiker Leonardo Fibonacci aus Pisa entdeckt wurde. Die Zahlenreihe werden Sie besonders häufig innerhalb der Natur antreffen. Fibonacci-Anhänger übertragen die Naturgesetze auf die Börsen, und behaupten, dass auch die Kursverläufe nach den Gesetzen funktionieren.

Pullbacks mit Fibonacci

 

Bild 3: Rückläufe mit Fibonacci-Zahlen

Meine persönliche Meinung zu den Fibonacci-Einflüssen ist gespalten. Auf der einen Seite gibt es viele Beispiele mit Kurswendepunkten direkt auf einem Fibonacci-Niveau. Auf der anderen Seite sind Fibonacci-Zahlen so eng gestaffelt, dass ein Kurswendepunkt fast immer mit Fibonacci in Verbindung gebracht werden kann. Schon die Wunschvorstellung, das die Fibonacci-Zahlen ein unumstößliches Börsengesetz wären, kann zur Realitätsferne führe. Und das muss ein Trader unbedingt vermeiden.

Hier sollte keine Diskussion stattfinden, ob Fibonacci-Zahlen tatsächlich die Börsenkurse beeinflussen oder nicht. Viel besser ist es, die praktische Seite der Zahlenreihe zu beurteilen, denn die Fibonacci-Zahlen bieten manchmal eine „Sich-Selbst-Erfüllende Prophezeiung“. Wenn die meisten Technischen Analysten Fibonacci-Zahlenverhältnisse benutzen, dann entsteht daraus auch eine nachweisliche Wirkung.

Mit Hilfe von Fibonacci gibt es drei wichtige Rücklauf-Zahlen: Es ist 38%, 50% und 61%. Manche Trader zählen auch 23% und 76% dazu. Die ersten drei Prozentzahlen haben jedoch eine weitaus höhere Wirkung.

Interpretationsmöglichkeit für Pullbacks:

  • Die Fibonacci-Verhältnisse sind Orientierungshilfen ohne mathematische Exaktheit.
  • Wenn eine Aktie einen Rücklauf von 38% oder weniger vollzieht, sollte die nachfolgende Kursbewegung besonders stark werden.
  • Wenn eine Aktie einen größeren Rücklauf von 61% vollführt, dann wird die nachfolgende Bewegung als schwächer eingestuft.
  • Im Allgemeinen sind 50% Rücklauf der Normalfall.
  • Der erste Rücklauf nach einer starken Aufwärtsbewegung ist oft eine gute Kaufchance.
  • Ein Rücklauf von 38% nach einer Aufwärtsbewegung lässt die Vermutung zu, dass bei der nächsten Aufwärtsbewegung das Hoch deutlich überboten wird.
  • Bei einem Rücklauf von 50% nach einem starken Anstieg liegt die Chance ungefähr bei 50%, dass anschließend ein neues Hoch erreicht wird.
  • Beträgt der Rücklauf 61% nach einer Aufwärtsbewegung, dann reduziert sich die Wahrscheinlichkeit nur noch auf 30%, dass in der anschließenden Bewegung das Hoch überboten wird.

 

Beispiele für Rückläufe im Chart

DAX-Rückläufe-Pullbacks

Bild 4: Tages-Chart des DAX mit einigen Rückläufen

Im oberen Bild sind drei verschiedene Rückläufe hervorgehoben. Im ersten Beispiel gibt es eine Aufwärtsbewegung, die mit einem Rücklauf von circa 62% endet. Die nachfolgende Aufwärtswelle schafft es nicht, das vorherige Hoch zu überbieten. In dem zweiten Beispiel gibt es eine starke Abwärtswelle. Die dazugehörige Gegenbewegung erreicht ca. 50%. Die darauf folgende Abwärtswelle ist stark, doch sie kann den Kurs nicht weit unter das vorherige Tief drücken. Das dritte Beispiel ist die direkte Reaktion auf das markante Tief. Die Aufwärtsbewegung ist dynamisch. Anschließend kommt es zu einem Rücklauf von ca. 35% und einer weiteren kräftigen Aufwärtsbewegung.

 

Praktische Trading-Tipps für das Trading

  • Halten Sie immer Ausschau bei Rückläufen zwischen 38 und 61%.
  • Beträgt der Rücklauf ungefähr 38%, dann sollten Sie nicht zu früh Gewinne mitnehmen. Bei einer Aufwärtsbewegung wird das vorherige Hoch oft deutlich übertroffen.
  • Bei einem Rücklauf von 50% sollte man die Marktbewegung gut studieren. Bei fehlender Dynamik empfiehlt sich eine Teilgewinnmitnahme am Hoch der vorherigen Aufwärtsbewegung.
  • Bei Rückläufen von 61% sind Gewinnmitnahmen unter dem vorherigen Hoch oft sinnvoll.
  • Beträgt der Rücklauf mehr als 61% sollte man auf einen Einstieg verzichten.
  • Die Dauer des Rücklaufs sollten Sie ebenfalls beobachten. Wenn zum Beispiel eine Aufwärtsbewegung 10 Tage andauerte, dann bilden 5 Tage (50%) Rücklaufzeit einen guten Zeitpunkt für den Start einer Umkehrbewegung.

Weiteres Knowhow und Trading-Tipps: hier klicken
 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.