Die Anfänge der Candlesticks
Um Kursverläufe zu untersuchen, ist die Analyse von Candlesticks eine weit verbreitete Möglichkeit. Erst in den neunziger Jahren ist der Amerikaner Steve Nison auf die Idee gekommen, dass Candlesticks auch etwas für den westlichen Kulturkreis sein könnten. Steve Nison ist allerdings nicht der Erfinder, sondern vielmehr jemand, der die Analyseform promotet hat. Wenn man zu den Anfängen zurückgeht, dann gelangt man nach Japan in die Stadt Sakata. Dort gab es einen Reishändler, den man als „Gott der Märkte“ bezeichnete. Er hieß Honma Munehisa (oder auch Homma Munehisa oder Homma Sōkyū). Er lebte von 1724 bis 1803 und gilt als der Erfinder der Candlestick-Technik.
Honma analysierte nicht nur die Kursverläufe, sondern nutzte die Candlesticks auch um Handelsstrategien aufzubauen. In Japan bezeichnet man die Strategien deshalb als „Sakata´s Methoden“.
Honma´s Trading-Regeln oder die Sakata-Methode:
Obwohl Honma´s Trading-Stil schon mehr als 200 Jahre alt ist, war auch damals seine hohe Disziplin ein wichtiger Erfolgsfaktor an der Börse. Seine wichtigsten Regeln sind hier kurz zusammengefasst.
- Sei nicht gierig, und schaue auf die vergangenen Marktbewegungen. Konzentriere dich auf die Kursbewegung und die Dauer der Bewegung (Kurs/Zeit –Verhältnisse).
- Versuche am Tief zu kaufen und Hoch zu verkaufen. Vermeide dabei Ängstlichkeit und Ungeduld.
- Erhöhe deine Long-Position, wenn nach einer Bodenbildung das Volumen überdurchschnittlich ansteigt. Erhöhe ebenso deine Long-Position, wenn nach einer Gipfelbildung der Kurs zurückfällt, und das Handelsvolumen unterdurchschnittlich wird.
- Falls deine Prognose falsch ist, versuche deinen Fehler so schnell wie möglich zu erkennen. Bleibe nach einer Fehlerserie mindestens 40 bis 50 Tage vom Markt entfernt.
- Schließe 70 bis 80% deiner Position, wenn sie gut im Profit liegt. Schließe den Rest der Position, wenn ein Gipfel bzw. ein Boden erreicht wird.
Honma´s Erfolg an der Reisbörse ist darauf zurückzuführen, dass er mit seinen Candlesticks eine Systematisierung eingeführt hat. Candlesticks werden bei den meisten Tradern für diskretionäre Marktánalysen eingesetzt. Wahrscheinlich war das auch damals nicht viel anders. Doch Honma ging noch einen Schritt weiter, in dem er seine Handelsregeln auf Basis der Zahl 3 formulierte. Der Form der Candlesticks kommt eine besondere Bedeutung zu.
In Honma`s Trading gab es fünf Handelsansätze, die er bevorzugte:
- Three mountains
- Three rivers
- Three gaps
- Three parallel lines
- Three methods
Three mountains
Drei Gipfel in einem Chart funktionieren ähnlich, wie eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation (S-K-S). Es ist eine Kursformation, die das Ende einer Aufwärtsbewegung ankündigt. Ein Trend kann nicht ewig laufen, irgendwann ist auch dieser einmal zu Ende. In vielen Fällen schafft es ein Trend, drei starke Aufwärtswellen zu generieren. Wenig später gibt es einen Zusammenbruch durch Erschöpfung.
In der Welt der Technischen Analysten ist die Schulter-Kopf-Schulter-Formation ein beliebter Handelsansatz. Hierbei bilden sich ebenfalls drei Aufwärtswellen, mit dem Unterschied, dass die dritte Aufwärtswelle so schwach ist, dass der Gipfel 3 unterhalb des Gipfels 2 liegt.
Das ist ein kleiner Unterschied, der noch mehr Kursschwäche andeutet. Das Grundprinzip der three mountains und der S-K-S-Formation bleibt allerdings ähnlich.
Bild 1: Three mountains (links) und Schulter-Kopf-Schulter (rechts)
Three rivers
Die „three rivers“ sind das Gegenstück zu den „three mountains“. Die three rivers sind markante Tiefpunkte eine Kursbewegung. Nach einem 3-fachen Tief ist der Markt oft erschöpft, und neue Marktteilnehmer versuchen, günstige Einstiegskurse im Markt zu finden. Meistens können die Bullen nach dem dritten Tief die Kontrolle im Markt übernehmen, und wenig später sogar den Abwärtstrend brechen.
Bild 2: Three rivers (links) und inverse Schulter-Kopf-Schulter (rechts)
Three Gaps
Gaps sind Kurslücken, die durch einen Kursprung bei der Eröffnung entstehen. Eine besondere Bedeutung bekommt der Kurslücke zu, wenn sie innerhalb des Handelstages nicht geschlossen werden kann. In diesem Fall kann man von einer wuchtigen Marktbewegung ausgehen. Entsteht in einer Trendbewegung drei Mal ein Gap, dann übertreibt der Markt und eine Gegenbewegung ist nah. Das dritte Gap ist deshalb oft ein Erschöpfungs-Gap. Danach kommt es nach kurzer Zeit zu einer Gegenbewegung. In jedem Fall wird die Kurslücke von Gap3 bei der Gegenbewegung geschlossen.
Bild 3: Three gaps
Three parallel lines
Was Honma als drei parallele Linien bezeichnete, kennt man innerhalb der Candlestick-Formationen als „White Soldiers“ bzw. als „Black Crows“.
Bild 4: bullishe „white soldiers“ (links) und bearishe „black crows“ (rechts)
Beide Candlestick-Formationen deuten eine sehr starke Bewegung. Das Erscheinen von white soldiers zeigt im Zusammenhang mit einer Umkehr zu über 82% den Beginn einer neuen starken Aufwärtsbewegung an. Die Bullen übernehmen die Kontrolle im Markt.
Umgedreht verhält es sich bei den black crows. Zu 78% wird nach der Formation der Abwärtsbewegung fortgesetzt.
Honma sah mit den Candlesticks-Formationen eine starke Wirkung auf das Marktgeschehen, deshalb bevorzugte er den Einstieg nach seinen Schlüsselformationen. Die genannten statistischen Zahlen beruhen auf den Auswertungen von Thomas Bulkowski und sie beweisen, dass selbst 200 Jahre später eine Wirkung vorhanden ist.
Three Methods
Hinter der Bezeichnung „three methods“ verbirgt sich eine Konsolidierungsformation. Es ist eine kurze Ruhephase in einer dynamischen Marktbewegung und damit ein Fortsetzungsmuster. Nach Bulkowski liegt die Wahrscheinlichkeit einer Trendfortsetzung zwischen 74 und 79%. .
Bild 5: Die three methods bullish (links) und bearish (rechts)
Im Fall des bullishen Musters gibt es eine starke weiße Candlestick, die anschließend von drei schwächeren Candlesticks abgelöst wird. Die schwarzen Candlesticks haben in der Regel einen kleinen Kerzenkörper. Die Dynamik in der Ruhephase ist gering, und sie wird beendet mit einer weiteren bullishen Candlestick mit großem Körper. Für das bearishe Muster gilt die umgedrehte Form.
Nehmen Sie die Zahl 3 ernst
Es gibt innerhalb des Tradings bestimmt Dinge, die man nur schwer erklären kann. So ist das auch mit der Zahl 3. In jedem Fall hat die 3 eine psychologische Wirkung auf die Marktteilnehmer, und die meisten Wellenbewegungen sind dreiteilig. Allein dieser Umstand sollte für Trader ausschlaggebend sein, denn es geht immer ums Gewinnen.
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