Der RSI-Indikator Schwungkraft des Kurses
Beim RSI (Relative-Stärke-Index von Welles Wilder) dreht sich alles um das Momentum. Damit bezeichnet man die Schwungkraft des Kurses. Mit Hilfe des RSI wird das Momentum analysiert, und der zukünftige Kurs prognostiziert. Wichtige Anhaltspunkte sind die Beschleunigung bzw. Verzögerung des Kurses.
In Trends zeigt das Momentum durch die Kursgeschwindigkeit, ob der Markt eine Umkehrbewegung plant. Wenn man den RSI-Indikator stets unter dem Aspekt des Momentums betrachtet, dann kann er sogar ein Vorläufer des Kurses sein. Es ist ein unumstößliches Gesetz, dass man, um an der Börse Geld zu verdienen, ein Instrument benötigt, welches die Wahrscheinlichkeit zu Gunsten des Traders verschiebt. Das könnte der RSI sein.
So funktioniert der RSI
Das Momentum kann gemessen werden, in dem man den laufenden Kurs mit dem Kurs vor x Perioden vergleicht. Die Standardeinstellung des RSI ist 14. Bei einem Tages-Chart würde also der aktuelle Kurs mit dem Kurs vor 14 Tagen verglichen werden. Die 14er-Einstellung wurde von Welles Wilder gewählt, weil eine Mondphase 29 Tage besitzt. Die Hälfte davon ist 14,5. Folglich verwendete Wilder den RSI in erster Linie auf Tagesbasis.
Berechnung des RSI:
RSI = 100 – ((100 / (1 + RS))
RS= (Durchschnitt der Schlusskurse von x Tagen mit steigenden Kursen /
Durchschnitt der Schlusskurse von x Tagen mit fallenden Kursen)
x = Periodenwert zwischen 3 und 25
Standardwert = 14
RS = relative Stärke
Bei Betrachtung der Formel wird deutlich, dass der RSI nichts weiter ist, als der Vergleich zwischen den Aufwärts- und Abwärtstagen einer gewählten Periode.
Typische Interpretation des RSI(14)
Innerhalb der RSI reicht die Skala von 0 bis 100. Dazwischen gibt es drei wichtige Grenzlinien. Die 50 ist die Mittellinie. Gehäufte Kurse über 50 deuten auf einen Aufwärtstrend hin, und unter 50 auf einen Abwärtstrend. Die überkaufte Zone beginnt ab 70, und die überverkaufte Zone unter 30. Diese Einteilung ist jedoch keine Gesetzgebung. Die genannten Grenzen sind eher als Richtlinien zu betrachten. Die Grenzwerte verändern sich in Trends. Ohne Trend bewegt sich der Markt zwischen 40 und 60 in einem Normalbereich.
Aufwärtstrends zeigen RSI-Werte ungefähr zwischen 40 und 80. Während Abwärtstrends eher Werte zwischen 20 und 60 haben.Die typische Bewegungsspanne des RSI liegt zwischen 40 und 50 Punkte.
Handelsansätze mit dem RSI
- Der überkaufte oder überverkaufter Markt
Wenn der Markt kaum Trend aufweist, und eher zyklisch auf und ab wandert, dann sind die 30 und 70 die Grenzen um zu Kaufen (unter 30) oder zu verkaufen (über 70). In trendlosen Phasen können sogar die 60-40-Grenzen als Extremgebiete dienen.
Bild 1: DAX-Tages-Chart mit RSI(14)-Indikator mit überkaufte und überverkaufte Marktsituationen. Sobald ein Trend startet verschieben sich die Grenzwerte (siehe roter Pfeil).
Das Bild 1 zeigt einen trendlosen DAX und die Bewegungen des RSI. Wer überkaufte oder überverkaufte Marktsituation mit dem RSI handeln möchte, der sollte sich auf trendlose Handelsphasen konzentrieren.
Die RSI-Eigenschaften verändern sich in einem Trend. Der RSI kann sich dann über einen längeren Zeitraum im Extrem bewegen, ohne dass es zu einer Gegenreaktion kommt.
Wenn man sich als Trader nicht ganz sicher ist, dann empfiehlt es sich, nicht sofort eine Gegenposition einzunehmen, sobald der RSI zum Beispiel den Wert 30 unterschreitet. Besser ist es, ein wenig abzuwarten, und dann eine Long-Position zu starten, wenn er die 30er-Linie von unten nach oben kreuzt. Umgekehrt gilt das auch für den Short-Trade.
- Divergenzen im RSI
Welles Wilder entwickelte den RSI mit dem Ziel, Divergenzen zu entdecken. Die Idee des RSI ist logisch. Bevor der Markt seine Richtung verändert, reduziert er sein Kursmomentum während die Kursgeschwindigkeit abnimmt.
Bild 2: EUR-USD-Tages-Chart mit RSI(14)-Indikator und Divergenzen
Wie jeder Oszillator mit ähnlicher Berechnungsart kann sich der RSI nicht ewig im Extrem aufhalten. Irgendwann nimmt der Schwung der Bewegung ab und der Indikator zeigt die Umkehr des Marktes an.
Bei der Suche nach Divergenzen ist es ratsam auf prägnante Hochs oder Tiefs zu achten. Der EUR-USD-Chart in Bild 2 zeigt zwei bullishe Divergenzen nacheinander. Die Divergenz entsteht über den Vergleich des RSI zum Kurs des Basiswertes (hier EUR-USD). Zusätzlich zeigt die Steilheit der eingezeichneten Trendlinien die Stärke der jeweiligen Divergenz. Je steiler die Trendlinie innerhalb des RSI, desto stärker ist die Divergenz ausgeprägt.
Ein fehlerloser Divergenzindikator war der RSI allerdings nie. Innerhalb sehr starker Trends können mehrere Divergenzen nacheinander auftreten, ohne dass es zu einer Umkehr kommt. Markt und Indikator bleiben einfach ohne Marktreaktion im Extrem.
Um in solchen Situationen nicht dramatische Verluste zu produzieren, ist es sinnvoll, weitere Anzeichen für eine Umkehr zu suchen. So kann zum Beispiel eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation (S-K-S) eine weitere Divergenzbestätigung sein. Denkbar wäre auch eine Bestätigung über einen Trendlinienbruch
- Trendlinienbrüche innerhalb des RSI
Änderungen des Momentums lassen sich hervorragend über Trendlinien anzeigen. Die Linien werden direkt in den RSI eingezeichnet. Es ist darauf zu achten, dass eine Trendlinie mindestens zwei oder drei prägnante Auflagepunkte bekommt.
Bild 3: EUR-USD-Tages-Chart mit RSI(14)-Indikator und Trendlinienbrüche
Trendlinien können ebenso als Trendkanal umgesetzt werden. Die Handhabung ist nicht anders als im Kurs-Chart.
In manchen Fällen kommt der RSI-Trendlinienbruch sogar vor dem des Kurs-Charts. Eine Frühindikation ist aber für den erfolgreichen Handel nicht zwingend notwendig. Wenn ein Trendlinienbruch zeitgleich im RSI und Kurschart möglich ist, dann bestätigen sich die beiden Signale gegenseitig.
- Technische Formationen im RSI
Innerhalb des RSI lassen sich auch Formationen finden. Achten Sie besonders auf Schulter-Kopf-Schulter-Formationen (S-K-S) und Dreiecke in jeder Form.
Bild 4: EUR-USD-Tages-Chart mit RSI(14)-Indikator und Formationen
Die bekannte Schulter-Kopf-Schulter-Formation oder der doppelte Boden bzw. das doppelte Top kann ein Nebenprodukt von Divergenzen sein. In Bild 4 sind die bearishe S-K-S und die bullishe inverse S-K-S gekennzeichnet. Anschließend folgt ein doppeltes Top. Solche Formationen haben in der Praxis oft eine hohe Trefferquote.
Ausstiegssignale beim RSI
Der RSI ist hervorragend als Ausstiegssignalgeber innerhalb eines Handelssystems geeignet. Es kann dabei ein Teilausstieg oder ein kompletter Ausstieg sein. Innerhalb der oberen Charts ist auch noch ein einfacher Gleitender Durchschnitt mit 20 Perioden integriert. Dieser kann als schneller Ausstiegssignalgeber verwendet werden.
Arbeitet der Trader mit Trends, dann kann die 50er-Mittellinie als Ausstiegssignal genutzt werden. Jede Unterschreitung der mittleren Linie ist ein Warnsignal, dass sich die Marktstruktur ändern kann. Deshalb ist das Überschreiten der Mittellinie zumindest eine Überlegung wert, ob nicht ein Teilausstieg sinnvoll wäre.
Ist der Basiswert in einer starken Kursbewegung, dann ist die 70er bzw. die 30er-Linie interessant, denn an diesen Linien beginnen die Kursübertreibungen. Hat man zum Beispiel eine Long-Position, dann könnte man beim Überschreiten der 70er-Linie die Hälfte der Position glattstellen, und die andere Hälfte den Kursschwung weiter ausnutzen lassen. Erst beim erneuten Durchschreiten der 70er-Linie, aber diesmal von oben nach unten, könnte man den Rest der offenen Position schließen.
Der RSI könnte inzwischen eine Prophezeiung sein
Der RSI wurde 1978 von Welles Wilder der Öffentlichkeit vorgestellt. Damit ist er ein technischer Indikator der ersten Generation. Die meisten Trader haben sich schon einmal mit dem RSI beschäftigt. Seine Basissignale könnten inzwischen sogar eine massenpsychologische Wirkung haben. Wenn so viele Marktteilnehmer ihn beobachten, dann müsste sich zum Beispiel der RSI(14) an der 70er-Grenze eine „sich selbsterfüllende Prophezeiung“ ergeben. Mindestens eine Kaufzurückhaltung ist wahrscheinlich. Und das wäre der erste Schritt für eine Marktumkehr.
Sehr nützlich ist der RSI-Indikator für eine Trendbestimmung. Die relative Lage des Indikators gibt frühzeitige Anzeichen für Veränderungen. In Trends werden die größten Gewinne erzielt. Daher sollten Trader erhöhte Aufmerksamkeit der Trendbestimmung geben.
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