In vielen Trading-Büchern findet man die Aussage, dass die Gewinnchancen im Trend besonders hoch sind. Wahrscheinlich ist sogar die Mehrzahl der Börsenliteratur auf das Ausnutzen von Trends aufgebaut.
Ein Trend definiert sich dadurch, dass die Mehrheit der Marktteilnehmer über einen längeren Zeitraum die gleiche Marktmeinung vertritt. Gleichzeitig sind sich die Fachleute der Behavioral Finance (Börsenpsychologie) einig, dass die Mehrheit der Börsenteilnehmer falschliegt. Wenn also die Mehrheit oft falschliegt, wie passt das mit erfolgreichen Trendhandel zusammen?
Mitläufer sind potenzielle Verlierer
Der scheinbare Widerspruch innerhalb des Trendhandels kann aufgelöst werden, wenn man sich die Marktstruktur vergegenwärtigt. Jede Marktstruktur kann über die Marktsteigung und seine Volatilität beschrieben werden. Hat die Steigung eine ausreichende Aufwärts- oder Abwärtsneigung, so ist ein Trend definierbar. Trends laufen sauber ungehindert weiter, wenn die Mehrheit (ungefähr zwischen 50 und 70%) der Marktteilnehmer eine einheitliche Meinung vertreten.
Der Trend kippt
Wenn viele Marktteilnehmer einer Meinung sind, dann wird der Trend steiler – möglicherweise zu steil. Ein gewisser Grenzwert liegt bei 65 bis 70% der Marktteilnehmer.
Darüber kippt der Markt leicht in die entgegengesetzte Richtung. Mehr oder weniger funktioniert so das Konzept der Überkauft-Überverkauft-Logik. Es sind zu viele Marktteilnehmer bullish bzw. bearish, und es gibt zu wenige Marktteilnehmer, die den Markttrend weiter füttern können.
Es gibt mehr Seitwärts- als Trendphasen
Aktienmärkte bewegen sich die meiste Zeit über in Seitwärtsbewegungen. Eine Seitwärtsbewegung ist das „Arsen“ der Trend-Trader. Immer dann, wenn der Markt scheinbar einen Trend ausbildet, kippt er wieder um und wechselt die Richtung. So verlieren Trend-Trader immer ein wenig Geld. Das ist unvermeidlich, und deshalb haben die meisten Trendfolgesysteme nur eine Trefferquote zwischen 30 und 50%. Die relativ schlechte Trefferquote sagt aber nichts über den Erfolg des Trend-Traders aus. Denn der durchschnittliche Gewinn je Trade ist um ein Vielfaches höher als der durchschnittliche Verlust.
Lange Trends sind Goldadern
Gelegentlich gibt es Zeiten, in denen der Markt einem sehr langen Trend folgt. In diesen Marktphasen verdienen sogar Börsenanfänger und Mitläufer gutes Geld. Begriffe wie „Milchmädchen-Hausse“ wurden in solchen Börsenzeiten geprägt. Aber auch scheinbar endlose Trends enden irgendwann, um anschließend Börsenanfänger in einen Schockzustand zu versetzen. Eine Börsenblase ist das Ergebnis überzogener Trends, und wenn diese platzt, gibt es eine unvermeidbar dramatische Gegenbewegung. Deshalb geben viele Börsianer bei einem schnellen crash-artigen Markt einen Großteil ihrer Buchgewinne wieder ab.
Die richtigen Trendfilter helfen
Die Profis benutzen Filter, um Trends oder Seitwärtsmärkte zu diagnostizieren. Ein Trend-Trader ist niemals der erste im Trend – aber er surft seine Kurswellen mit großer Ausdauer. Technische Filter und die Diagnose entscheiden über Erfolg und Misserfolg, denn der Filter sagt dem Trend-Trader, ob ein Ein- oder Ausstieg lohnt.
Bild: Wochen-Chart des DAX-Futures mit Filter-Indikatoren
In dem oberen Chart-Beispiel wurde der DAX mit drei bekannten Filterindikatoren analysiert.
Der ADX-Filter
ADX(14) (Average Directional Movement Index) wird hier mit einer Einstellung von 14 Perioden abgebildet. Der ADX zeigt die Trendstärke eine Bewegung an. Er zeigt aber nicht die Richtung. Bei der Einstellung von 14 Perioden sind die Grenzwerte 20, 30 und 40 prägnant. Ist der DAX unter 15, dann herrscht Trendlosigkeit. Steigt der ADX über 20, kann sich ein Trend bilden. Ab einem ADX-Wert von 25 besteht ein Trend. Und über 30 wird der Trend sehr stark. Bei einem Grenzwert von 40 ist der Trend in einer überzogenen Phase. Eine Blase wird wahrscheinlich. Meistens schafft es der Trend aber nicht in den Extrembereich von über 40. Vielmehr erschöpft sich die Trendbewegung bei Werten zwischen 30 und 40.
Der Aroon-Filter
In der Mitte befindet sich der Aroon mit 20er Periodeneinstellung. Der Aroon ist ein sehr direkter Trendfilter, denn er richtet sich nach den Hochs und Tiefs des Marktes. Der Aroon unterteilt sich in zwei Indikatorenlinien. Der Aroon-Up zeigt nur die Hochs und der Aroon-Down nur die Tiefs. Im Indikator wird das optisch durch grüne und rote Flächen sichtbar. Der Aroon zeigt praktisch den Rhythmus der Hochs und Tiefs. Gibt es viele Hochs, dann steigt der Aroon-Up. Bei vielen Tiefs steigt der Aroon-Down an.
Der Aroon ist zu dem ein guter Einstiegsfilter, wenn man in der Ruhe eines Trends in den Markt einsteigen möchte. Wenn sowohl der Aroon-Up als auch der Aroon-Down unter einem Wert von 50 liegen, herrscht Ruhe im Markt. In Abhängigkeit zur langfristigen Trendrichtung ergibt das eine gute Einstiegschance, um von einer Trendfortsetzung zu profitieren.
Der HV-Filter (Historische Volatilität)
Der unterste Indikator sagt etwas über die Volatilität des Marktes aus. Hier geht es um die historische Volatilität (6/100). Dabei werden die jüngsten 6 Schlusskurse mit den letzten 100 der Vergangenheit verglichen. Das Ergebnis ist eine Aussage über die Schwankungsfreude des Marktes. Im Allgemeinen bringen panische Verkäufe eine hohe Volatilität. Sobald der Trend stark ist und die Volatilität gering, ist die Kursbewegung stabil. In diesem Fall sollte man sich unter keinen Umständen dem Trend entgegenstellen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man vom ihm überrollt wird. In diesem Fall wäre die niedrige Volatilität eher eine Chance zum Einstieg in Trendrichtung. Bei einem Grenzwert der historischen Volatilität von kleiner als 0,5 herrscht absolute Ruhe im Markt. Unruhe gibt es über den Indikatorwert von 1. Gier und Angst sieht man bei Werten von über 1,5.
Tipp für die Anwendung der Marktfilter
Die meisten Filter funktionieren mit bestimmten Periodeneinstellungen. Die Einstellung sollte weder zu klein noch zu groß sein. Dazwischen hat man die freie Wahl. Ob der Trader eine 10er, 15er oder eine 25er-Einstellung wählt, ist eigentlich egal. Sehr viel wichtiger ist das Wissen um Grenzwerte. So hat eine 15er-Einstellung andere Grenzwerte als eine 25er. Besonders bei Marktfiltern sollte man deshalb nicht mit den Einstellungen spielen. Das schafft nur Unsicherheit. Besser ist es, immer nur mit einer einzigen Einstellung zu arbeiten. Nur so bekommt man ein Gefühl für die relative Lage des Indikators und dem Markt.
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