Als Neuling ist es nicht einfach den ersten Schritt in die Börsenwelt zu tun. Schließlich geht es um Geld, und man möchte Anfängerfehler vermeiden. Der Börsenneuling ist mit der etablierten Daytrading Software auf der sicheren Seite. Hier finden Sie eine erste Orientierung.
1. Die Entscheidung. Was möchten Sie handeln?
Vor dem Start der Trader-Laufbahn sind Gedanken über die Handelsobjekte notwendig, denn hiernach richtet sich die erforderliche Hardware und Software.
Daytrader konzentrieren sich in der Regel auf folgende Handelsobjekte:
- Währungen (Forex)
- CFDs (Contract for Difference) auf Aktien, Indizes und Rohstoffe
- Futures oder Optionen auf Aktien, Indizes oder Rohstoffe
- Sonstige Derivate (Zertifikate, Optionsscheine)
- Aktien
Unabhängig davon, welchen Zeitrahmen Sie bevorzugen, ein erfolgreiches Daytrading ist meist nur mit gehebelten Handelsinstrumenten sinnvoll. Es sei denn, der Trader verfügt über ein hohes Risikokapital. In diesem Fall wäre ein ungehebelter Handel zum Beispiel mit Aktien möglich.
Ein professioneller Daytrader denkt wie ein Kaufmann. An- und Verkaufspreise sowie laufenden Kosten müssen in einem angemessenen Verhältnis stehen. Der Hebel ist notwendig, um mit einem relativ geringen Kapitaleinsatz ausreichende Kursgewinne zu erzielen.
Daytrading kann man grob in Intraday-Trading und Swing-Trading unterteilen:
- Beim Intraday-Trading werden Handelsentscheidungen innerhalb eines Handelstages getroffen. Viele Daytrader mögen es, wenn ihre Handelsposition zum Ende des Handelstages geschlossen wird. Sie wollen sich keine Sorgen über die Ereignisse der Nacht machen.
- Swing-Trader denken in einem längerfristigen Zeitrahmen. Sie sind jedoch keine Investoren, denn die Dauer einer offenen Position kann man in Tagen oder Wochen messen.
2. Die Daytrading-Software kann in „Handels-Software“ und „Chart-Software“ unterteilt werden.
Um mit den genannten Handelsobjekten zu traden, benötigen Sie einen Broker. Alle Discount-Broker stellen eine hauseigene Handels-Software zur Verfügung. Selbstverständlich ist die Software nicht bei jedem Broker identisch. Trotz der optischen Unterschiede, haben alle annähernd die gleichen Grundfunktionen.
In einigen Fällen bietet die brokereigene Software nur Grundfunktionen zur Order-Eingabe an. Deshalb nutzen viele Trader eine zusätzliche Handels-Software. Gute Handels-Software ermöglicht die schnelle Order-Eingabe, und hilft mögliche Fehleingaben zu reduzieren.
2.1 MetaTrader als Handels-Software
Mit der wachsenden Verbreitung des Währungshandels hat sich in wenigen Jahren die kostenlose Software von MetaQuotes durchgesetzt. Die Software kann über www.metaquotes.net heruntergeladen werden. MetaQuotes bietet sogar kostenlose historische Kursdaten an. So kann der historische Erfolg einer Daytrading-Strategie überprüft werden.
Die meisten Broker haben sich der Dominanz von MetaTrader angepasst, und bieten eine Schnittstelle zur Software. Dadurch kann der MetaTrader-Nutzer unabhängig vom Broker arbeiten.
Die Stärke von MetaTrader-Software ist eine Funktion, die sich Expert Advisor (EA) nennt. Der EA bietet eine Programmiermöglichkeit für Handelssysteme und Indikatoren. Metatrader hat dazu eine eigene Sprache entwickelt. Der Aufbau ähnelt der Programmiersprache C. Dadurch gibt es viele Programmierer, die fertige Handelsprogramme in das Internet gestellt haben. Sehr viele Indikatoren können mit Hilfe des EA in die Software integriert werden. Die meisten EAs gibt es kostenlos im Internet zum Herunterladen. Spezialisten verkaufen allerdings auch eigene Handelssysteme als Blackbox. Der EA dient nicht nur zum Test von Handelsideen, er kann eigenständig Orders an den Broker der Wahl weiterleiten.
Es gibt zwei verschiedene MetaTrader
Für den MetaTrader4 gibt es die meisten EAs im Internet. Die Version 4 gilt als etwas langsamer als MetaTrader5. Während MetaTrader4 auf die Bedürfnisse des Währungshandels (FOREX) zugeschnitten ist, kann Metatrader5 mit allen Basiswerten umgehen. Ursprünglich wollte die Firma MetaQuotes Metatrader4 nicht mehr unterstützen, weil das Unternehmen den Umstieg auf Version 5 erzwingen wollte. Von dieser Entscheidung hat sich die Firma wieder entfernt. Beide Versionen werden parallel unterstützt und verbessert.
Mit Metatrader5 ist nicht nur der Handel von Währungen, sondern auch von Aktien, CFDs oder Futures machbar. Ein Problem ist die unterschiedliche Formelsprache der beiden Versionen. Wer sich mit einer Version eingearbeitet hat, kann nicht ohne Einarbeitungsaufwand einen Umstieg vollziehen.
Bild1: Beispiel-Chart für MetaTrader5
2.2 NinjaTrader als Handels-Software
Erfahrene Trader setzen gerne NinjaTrader ein, weil die Software umfangreich und stabil ist. NinjaTrader ist der Software-Tipp der Profis!
NinjaTrader ist eine Chart-Software und ein Order-Tool zugleich. Es stehen eine ausreichende Zahl von eingebauten Indikatoren und Charttypen zur Verfügung. Für tiefere Analysen gibt es eine Backtest-Funktion. NinjaTrader bietet sogar die Möglichkeit einer vollautomatischen Handelssystemumsetzung. Hierzu wird „NinjaScript“ benutzt. Es ist eine interne Programmiersprache mit Anlehnung an die Programmiersprache C.
Unter www.ninjatrader.com kann die Software heruntergeladen und getestet werden. Eine Stärke von NinjaTrader ist die schnelle und unkomplizierte Orderaufgabe. Bevor man sich für NinjaTrader entscheidet, sollte man prüfen, ob der eigene Broker eine Schnittstelle zu NinjaTrader anbietet. Nicht jeder Broker unterstützt NinjaTrader.
Kostenlos ist die Software nur im End-of-Day-Modus. Wer alle Funktionen in Realtime nutzen möchte, muss eine monatliche Gebühr ab $50 pro Monat bezahlen.
Bild2: Beispiel-Chart für NinjaTrader
3. Chart-Software für die Technische Analyse
Technische Analysten arbeiten hauptsächlich mit einer Chart-Software. Der Unterschied zur Handels-Software wie MetaTrader oder NinjaTrader liegt in der Vielfalt der vorinstallierten Charttypen und Indikatoren. Eine Chart-Software ist umfangreicher und ermöglicht meistens eine Depotverwaltung.
Jeder Software-Anbieter versucht laufend die Funktionen seiner Software zu erweitern und Schwachstellen zu vermeiden. Deshalb werden die Grenzen zwischen Handels-Software und Chart-Software zukünftig immer geringer. Um eine gute Entscheidung für eine Daytrading Software zu treffen, ist es ratsam, mehrere Programme zu testen. Die meisten Anbieter bieten kostenlose Demo-Versionen Ihrer Programme an.
Weltweit gibt es eine Vielzahl an nützlichen Chart-Programmen. Es ist praktisch unmöglich alle Programme im Einzelnen vorzustellen. Stellvertretend werden deshalb nur zwei professionelle Programme vorgestellt.
- Metastock ist die Referenzklasse unter den Chart-Programmen.
- AmiBroker ist das Programm mit herausragendem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Metastock
Der „Mercedes“ unter den Chart-Programmen ist Metastock. Die Software war schon immer das Vorbild für viele andere Chart-Programme. Der Umfang und die Darstellung der Charts sind gewaltig. Über die eigene Programmiersprache lassen sich unendlich viele neue Indikatoren entwickeln und testen. Auch bei Metastock gibt es einen Expert Advisor (EA). Diese Funktion enthält eine eigene Formelsprache, mit der beliebig viele Indikatoren oder Handelssysteme entworfen werden können. Der EA bietet unbegrenzte Möglichkeiten für die Spezialisierung eines Traders.
Metastock ist ein Unternehmensteil der Nachrichtenagentur Reuters. Dementsprechend richtet sich das Softwareangebot in erster Linie an Profis. Für den Börsenneuling kann die Fülle der Funktionen überfordernd sein. Um mit der Software zu arbeiten, ist eine Kursdatenversorgung notwendig. Das Angebot dazu kommt von XENITH, Datalink oder ESignal. Eine Wahlmöglichkeit zu anderen Anbietern wurde herstellerseitig ausgeschlossen.
Die preiswerteste Version ist Metastock EOD (End-of-Day). Die Kosten dafür fangen ab 320 Euro an. Weitere Informationen gibt es über www.metastock.com
Bild3: Beispiel-Chart für MetaStock
AmiBroker
AmiBroker kommt aus Polen und hatte ursprünglich die Metastock-Software als Vorbild. Über viele Jahre wurde die Software weiter entwickelt, und es hat sich eine kleine aber weltweite Fan-Gemeinde gebildet.
AmiBroker bietet alle Möglichkeiten einer modernen Chartanalyse und kann zusätzlich mit frei programmierten Indikatoren erweitert werden. Die Software bietet umfangreiche Backtest-Möglichkeiten. Amibroker gehört zu den schnellsten Analyseprogrammen und kann mit minimaler Hardware-Anforderung betrieben werden.
Die Kursdatenversorgung kommt über ein kleines Zusatzprogramm das sich AmiQuote nennt. Das kleine Programm ermöglicht die Kursversorgung mit kostenlosen Kursdaten zum Beispiel von Yahoo, MSN oder Google. Aber auch jeder andere Kursdaten-Provider lässt sich mit Amibroker verbinden. Amibroker ist ein Geheim-Tipp für Börsenneulinge. Wahrscheinlich bietet AmiBroker das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aller professionellen Chart-Programme.
Amibroker kostet in der End-of-Day Standardversion $219 und in der Realtime-Profiversion $299. Die Software ist ausschließlich über das Internet zu beziehen. www.amibroker.com
Bild4: Beispiel-Chart für Amibroker
Weitere professionelle Chart-Programme, die sich in der Praxis bewährt haben:
Es gibt sehr viele Chart-Programme, mit denen die Wünsche von Börsenneulingen zu 100% erfüllt werden. Es ist deshalb nicht sinnvoll, das eine oder andere Programm zu disqualifizieren. Als Börsenneuling sollte man sich nicht von der Vielfalt beeindrucken lassen. In diesem Fall helfen die spontane Auswahl und ein Praxistest.
Captimizer und MXM
www.captimizer.de
Captimizer ist eine komplette Vermögensverwaltung mit Backtest-Funktion für Anlagestrategien. Sie ist sehr gut für das Swing-Trading geeignet. Die Software ist für Börsianer, die sich nicht mit Programmierung oder Daytrading beschäftigen möchten. Captimizer ist ab 499 Euro erhältlich.
Eine reduzierte Chart-Software ist MXM und kommt vom gleichen Entwickler. Sie besteht nur aus der Chart- und Indikatoranalyse. MXM ist Bestandteil des Captimizer-Paketes. Der Preis für MXM liegt bei 299 Euro.
Tai-Pan:
www.lp-software.de/
Die Anwender von Tai-Pan mögen die Verbindung aus Fundamentaldaten und Technischer Analyse. Über eine umfangreiche Filterfunktion lassen sich interessante Investmentchancen gezielt selektieren. Tai-Pan erfüllt die Wünsche der Aktien-Trader und Investoren. Die Software ist ab 499 Euro erhältlich.
market maker:
www.lp-software.de/
market maker ist eine umfangreiche Chart-Software für das Aktien-Trading. Sie versucht alle Bedürfnisse des Nutzers zu erfüllen, ohne dass er selbst programmieren muss. Besonders für Swing-Trader und langfristige Anleger ist die Software interessant. Die Software ist ab 499 Euro erhältlich.
Chart-Anbieter aus dem Internet
Der schnellste Einstieg für Börsenneulinge kommt über Internetlösungen. Ein Börsenneuling muss nicht zwingend eine Chart-Software kaufen. Im Internet gibt es eine Reihe von Anbietern, die eine Kombination aus Kursdaten und Chartdarstellungen anbieten. Die Auswahl und die Konfiguration der Charts erfolgt vollständig über die gängigen Internet-Browser. Oft sind Tages-Charts und verzögerte Realtime-Daten sogar kostenlos.
Viele Börsianer nutzen dann die Charts für die Technische Analyse, und tätigen die Order-Eingabe über die Handels-Software des kontoführenden Brokers.
Einige wichtige Anbieter sind:
Von den obigen Internetadressen ist tradesignalonline hervorzuheben. Die Internetseite ist deutschsprachig und enthält umfangreiche Tools für die Technische Analyse.
4. Der zusammenfassende Software-Tipp
Als Interessierter ohne Börsenerfahrung sollten Sie sich keine Börsen-Software kaufen. Die Chart-Anbieter aus dem Internet sind als erste Anlaufadresse völlig ausreichend.
Als Neueinsteiger sollten Sie sich überlegen, wie viel Zeit Sie regelmäßig für die Börse aufwenden möchten. Anschließend wählen Sie die Handelsobjekte aus, die für Sie in Frage kommen. Achten Sie dabei auf die Börsenöffnungszeiten und den Kapitalbedarf.
Alle Daytrader lieben die Technische Analyse. Wenn Sie schon erste Börsenerfahrungen gesammelt haben, und Ihnen das Internetangebot nicht ausreicht, dann sollten Sie sich um eine passende Handels-Software oder Chart-Software bemühen. Bevor Sie sich für eine Software entscheiden, testen Sie mehrere. Nur so finden Sie die optimale Lösung für Ihre eigenen Bedürfnisse.
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Interessanter Artikel, aber leider im Bereich Metatrader nicht ganz korrekt. Der MT4 wird sehr wohl noch unterstützt und mehr und mehr dem MT5 angepasst. Die Nachteile des MT5 sind für einige Trader so gravierend, dass ein Umstieg nur erschwert bis gar nicht möglich ist. MQL (= MetaQuotes Language) wurde im übrigen nicht von Metatrader sondern von Metaquotes entwickelt. Dies aber nur am Rande. Wer Fragen zum MT4 oder zur Programmierung in MQL4 hat, kann sich gerne an mich wenden.
Hallo MM,
danke für die Anmerkungen.
Gruß Christian