Warum viele Retail Trader an der Börse ihr Geld verlieren

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in meinem letzten Interview mit Statistic-Trading habe ich Retail Trader in keinem guten Licht dar stehen lassen. Das möchte ich in diesem Artikel auch gar nicht ändern, sondern Ihnen einen Ausweg aus einer scheinbar unterlegenen Position zeigen. Sie mögen sich nun fragen wieso Sie denn genau unterlegen sein sollten? Gut dann haben Sie bereits den ersten Schritt in die richtige Richtung getan.

 

Problem Nummer 1: Trading-Informationen

Im Zeitalter der Digitalisierung stehen uns unglaubliche Mengen an Informationen zur Verfügung. Das Problem ist nun allerdings die Qualität dieser Informationen. Denn im Internet darf bekanntlich jeder Mensch seine Meinung frei äußern und dabei fällt eines doch ganz besonders auf: Menschen mit besonders wenig Ahnung haben besonders viel Meinung.

Dieses Phänomen findet man ganz besonders häufig in diversen Facebook-Gruppen und sonstigen Foren. Ich gebe zu, dass mich das Verhalten dieser Personen, welche schon sehr den damaligen Marktschreiern ähneln, sehr amüsiert und ich mich täglich dabei ertappe wie ich mit breitem Grinsen im Gesicht deren Texte lese. Hier kann ich Ihnen nur einen wirklich guten Tipp geben: Treffen Sie keine Anlageentscheidungen auf Basis irgendwelcher Facebook-Posts.

Machen Sie sich doch mal den Spaß und überprüfen Sie die Aussagen von diesen Personen und Sie werden schnell merken wie wenig diese doch in Wirklichkeit wissen, frei nach dem Motto „Vertrauen Sie nur der Statistik welche Sie selbst gefälscht haben“.

Als intelligenter Mensch und so schätze ich die Menschen der Statistic-Trading Community ein, werden Sie vermutlich sagen, dass Sie doch nicht so blöd sind und sich ausschließlich mittels Facebook-Trading Wissen aneignen.

Diese Denkweise ist schon mal sehr gut, nur leider zeigt sich dasselbe Phänomen auch bei der deutschsprachigen Trading-Literatur. Bücher über den Börsenhandel werden von Journalisten und Hobby-Tradern geschrieben und publiziert, was per se nicht schlimm ist. Das Problem hierbei ist nur leider das diese Personen nicht wirklich besser oder intelligenter sind als Sie selbst.

Selbstverständlich möchte ich an dieser Stelle keine Namen nennen, aber wenn Sie sich damit rühmen mit Aktien Gewinn gemacht zu haben, so ist dies in einem 10-jährigen Bullenmarkt per se keine Leistung, auch wenn man dabei und ich sage es bewusst, „zufällig“ den Index outperformed haben.

Auch bei seriösen Autoren sind die Bücher teilweise alles andere als zielführend. Hier werden, zum Beispiel, Chartmuster gezeigt und erklärt, allerdings kein Wort darüber verloren, ob und wenn ja, wie statistisch signifikant diese überhaupt sind.

Sie merken sicherlich schon worauf dieser Artikel hinaus läuft und zwar auf eine Menge Arbeit für, genau, Sie!

Denn diese ganze Arbeit werden Sie sich machen müssen, wenn Sie an der Börse erfolgreich werden möchten. Sie können keine Strategie verfolgen, dessen Erfolgsaussichten Sie nicht kennen. Selbstverständlich kann man Strategien bei diversen Coaches käuflich erwerben und damit wären dann auch bei Problem Nummer zwei.

 

Problem Nummer 2: Trading Coaches

Leider sind viele Trading Coaches selbst überhaupt nicht profitabel, sie haben es teilweise auch gar nicht vor zu sein. Denn das einzige woran diese interessiert sind ist Ihr Geld!

Dies machen sie über zwei Wege (oder mehr): 1. Natürlich die „Ausbildungsgebühr“ welche Sie entrichten, damit Sie deren Wissen erhalten dürfen. 2. Und das ist eines der riesen Probleme, über den Broker welchen sie Ihnen natürlich vermitteln.

Hier müsste man Sie auf einen Interessenskonflikt hinweisen, denn der Coach erhält eine Vergütung für den von Ihnen getätigten Handel, was per se natürlich nicht schlimm ist. Nun stellt sich aber die Frage ob er Ihnen eine Strategie beibringt die Ihnen nützt, oder die dem Broker und letztlich auch dem Coach nützt.

Leider muss ich Ihnen sagen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit letzteres ist. Besonders „asozial“ ist, dass die Coaches sogar an Ihrem Verlust verdienen.  Sie werden sich nun sicherlich Fragen wie das denn bitte gehen soll. Nun das ist ganz einfach: Der Broker und der Coach schließen einen IB Vertrag  indem er zum Beispiel 40% Ihres Verlustes als Vergütung erhält, nun bildet er Sie mit einer nicht funktionierenden Strategie aus. Der Broker leitet dann die Order des Kunden gar nicht in den Markt weiter, sondern nimmt diese einfach auf Buch, da er ja bereits im Vorfeld weiß das er gewinnt. Dazu möchte ich Ihnen die folgende (sehr passende) Grafik von Herrn Anton Kreil (ex- Goldman Sachs) nicht vorenthalten:

(Quelle: Youtube „Anton Kreil Annihilates Retail Brokers and „Trading Educators““)

 

Diese verdeutlicht sehr gut was in der deutschen und internationalen Trading-Szene falsch läuft. Denn gerade die Leute, an die Sie sich wenden, haben überhaupt kein Interesse Ihnen zu helfen. Diese sind nichts weiter als die Marionetten der Retail Broker und werden sich auch immer so verhalten. Es wird also Zeit Ihren eigenen Weg zu beschreiten und wie machen Sie das? Natürlich mit einer eigenen Strategie, aber wie? Und damit wären wir beim dritten Problem.

 

Problem Nummer 3: Die Findung der Strategie

Einen guten Handelsansatz finden ist sicherlich nicht die leichteste Aufgabe. Nach was soll man nur handeln? EMA, Fibonacci oder doch Pitchfork? Dabei sollten Sie erst einmal ein paar grundlegende Sachen klären: Welches Asset möchten Sie handeln? In welchem Timeframe möchten Sie handeln?

Wenn man diese Fragen geklärt hat kann man sich nach einem interessanten Ansatz umschauen, hat man diesen gefunden beginnt die ganze Arbeit. Jetzt heißt es Regeln definieren und auswerten. Dies wiederholt man nun so lange bis man einen vermutlich funktionierenden Ansatz gefunden hat.

Hat man einen profitablen Ansatz gefunden geht die Arbeit munter weiter: Monte-Carlo-Simulation, Out-of-Sampletest, H-0-Hypothesentest und verschiedene Stop-Loss Mechaniken sind dabei nur ein Teil der Arbeit.

Konnte man damit die Profitabilität seiner Strategie nachweisen beginnt der Demo-Test, hier wird die Strategie erst einmal auf eventuelle Fehler geprüft. Sollte dieser positiv verlaufen kann man sich mit dem Handelssystem auf ein kleines Live-Konto wagen.

Passen auch hier wieder die Ergebnisse kann man die Kontogröße erhöhen und die Strategie konsequent umsetzten. Sollten sie es bis hierhin geschafft haben, darf ich Sie im Kreis der Systemhändler begrüßen. Sie gehören jetzt vermutlich zu den ca. 3-5% der Retail Trader, die Geld verdienen. Herzlichen Glückwunsch!

Allerdings dauert es erfahrungsgemäß einige Jahre bis sie vom Ansatz finden bis zum Live-Handel kommen, zumindest beim ersten Mal. Sollten Ihnen dieses Prozedere zu mühsam sein beenden Sie bitte sofort Ihre Trading-Kariere, Sie werden mit 99%iger Wahrscheinlichkeit Geld verlieren. Trading ist kein Freizeitvergnügen sondern ein Beruf und wenn Sie davon profitieren möchten sollten Sie auch mit einer engagierten und professionellen Einstellung an das Thema heran treten. Denn Sie werden es auch schon so schwer genug haben.

 

Problem Nummer 4: Der Broker

Ewiges Leidthema Broker. Als Retail Trader können Sie weder mit ihm noch ohne ihn. Bitte vergessen sie nicht: Der Broker ist nicht ihr Freund, egal wie nett ihr Sachbearbeiter ist! Er möchte nur eines und das ist Geld verdienen. Dabei ist es einem guten Broker egal ob Sie gewinnen oder verlieren. Wichtig ist, dass er Ihre Ordern sauber und schnell ausführt. Achten sie darauf, dass der Broker einen Sitz innerhalb der EU oder USA hat!

Ich sehe generell Webinare und Trading-Wissen von Brokern sehr kritisch. Es existieren in seltenen Fällen auch Ausnahmen. Sie können sich dort sicherlich die eine oder andere Technik und/oder Ansatz abschauen, aber denken Sie immer darüber nach wem dieses Wissen nützt: Ihnen oder ihrem Broker? Auch hier wird es vermutlich eher letzteres als ersteres sein.

 

Fazit:

Machen Sie sich unabhängig! Lernen Sie wie Sie selbstständig Strategien und Handelsansätze entwickeln, testen und umsetzten. Denn nur unabhängig und selbstständig werden Sie erfolgreich werden.

 

Über den Autor:

Marc Gründer ist 23 Jahre alt und handelt für eine bayerische Vermögensverwaltung. Der gebürtige Hannoveraner arbeitet eng mit Statistic-Trading zusammen um den Menschen einen erfolgreichen Weg an der Börse aufzuzeigen. Juri Ostaschov und Marc Gründer halten zusammen Vorträge und Seminare rund um das Thema Strategie-Entwicklung und systematischem testen von Handelsstrategien.

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