Liebe Leserin, lieber Leser,
am Freitag, 29. September 2017 – geriet die Volkswagen (VW)-Aktie spürbar unter Druck. Der Kurs der VW Stammaktien sackte am letzten Handelstag der Woche von über 144 Euro auf zwischenzeitlich unter 139 Euro nach unten. Für einen DAX-Titel an einem Tag, an dem der DAX selbst zulegte, war das natürlich eine schwache Performance.
Und natürlich gab es dafür einen spezifischen Grund:
VW gab am 29. September eine Gewinnwarnung ab. Doch nach einer ersten deutlichen Kursreaktion nutzten offenbar einige Marktteilnehmer den Kurs-Durchsacker zum Einstieg: Die VW-Stammaktie erholte sich im weiteren Tagesverlauf wieder und ging mit 143,25 Euro aus dem Xetra-Handel. Da hatte sich das Minus auf rund ein halbes Prozent verringert. Diese VW-Gewinnwarnung und die möglichen Auswirkungen auf die Quartalszahlen sind natürlich auch im Hinblick auf die Bewertung und Aussichten der Aktie interessant. Deshalb möchte ich in diesem Beitrag die VW-Aktie genauer unter die Lupe nehmen:
Die VW-Aktie (ich beziehe mich in diesem Beitrag auf die Stammaktie) war in den vergangenen 12 Monaten ein „Underperformer“ gemessen am Vergleichsmaßstab (= Benchmark) DAX. Denn auf Jahressicht hat die VW-Aktie zwar rund 13% zugelegt – der DAX schaffte es im selben Zeitraum aber auf deutlich mehr, nämlich rund +23%. Und wenn wir drei Jahre zurückblicken, sieht es noch schlechter aus: +36% für den DAX und knapp -13% für die VW-Stammaktie. Auch auf 10-Jahres-Sicht liegt die VW-Stammaktie im Minus (rund -9%), während der DAX auf 10-Jahressicht zulegen konnte (ca. +63%).
Eckdaten Zahlen zweites Quartal Volkswagen
- Im zweiten Quartal 2017 hatte Volkswagen laut eigenen Angaben 2,661 Mio. Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert (ein Plus gegenüber dem Vorjahresquartal von 2,0%)
- Die Umsätze stiegen um 4,7% auf rund 59,665 Mrd. Euro
- Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen stieg um 3,7% auf 4,549 Mrd. Euro
- „Sondereinflüsse“ gab es laut VW im zweiten Quartal 2017 keine, insofern lag das operative Ergebnis ebenfalls bei 4,549 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2016 hatte es „Sondereinflüsse“ in Höhe von -2,487 Mrd. Euro gegeben, weshalb da das operative Ergebnis bei 1,899 Mrd. Euro gelegen hatte.
- Der Cash Flow aus dem laufenden Geschäft sank im „Konzernbereich Automobile“ im zweiten Quartal 2017 allerdings deutlich, und zwar um 83,7% auf 1,198 Mrd. Euro.
- Interessanterweise sanken die Cash-Bestände (und Cash-Äquivalente) im Jahresvergleich um 17,5%: Am 30. Juni 2016 lagen sie bei 28,778 Mrd. Euro und am 30. Juni 2017 lagen sie bei 23,745 Mrd. Euro.
Quelle: Volkswagen. Die kompletten Zahlen zum zweiten Quartal 2017 bzw. die Halbjahreszahlen finden Sie direkt auf der „Investor Relations“-Seite des Unternehmens
Bild: Wochen-Chart der VW-Aktie
Technische Ausgangssituation der VW-Aktie
Auch nach der neuesten Gewinnwarnung verblieb die VW Aktie im Bereich seiner aktuellen Handelsspanne. Der obere Widerstand liegt bei ca. 140 €, und der Kurs liegt dicht darunter. Die Gewinnwarnung zeigt, dass die Aktie vom psychologischen Standpunkt sehr stabil ist. Es lässt vermuten, dass die Mehrheit der potenziellen Verkäufer aus dem Markt vertrieben worden sind. Im September 2015 gab es ein Gap. So eine Kurslücke bildet psychologisch immer einen festen Widerstand. Weil sich der Kurs in 2017 praktisch um 140 € ausgeruht hat, könnte bei der nächsten Gelegenheit eine klare Aufwärtswelle erscheinen. Noch fehlt der Impuls dazu, doch weil alle anderen deutschen Autobauer eine ähnliche technische Ausgangssituation haben, wird der Impuls vermutlich durch die Branche entstehen. [Anmerkung der Redaktion]
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel
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