Die Gier treibt die Börse
Die Börse ist ein riesiges Geschäft, und alle wollen das große Geld verdienen. Was bleibt, ist eine Masse von Marktteilnehmern, die sich selbst überschätzt. Es ist die Grundlage für hohe Börsengewinne einer kleinen Minderheit. Manchmal ist die Gier nach Geld so groß, dass auch illegale Methoden angewendet werden. Eine davon ist der Insider-Handel.
Insider-Handel ist verboten
Insider besitzen kursrelevante Informationen, und sie wollen damit Profite erzielen. An den großen Börsenplätzen gibt es meist gesetzliche Regeln, die den Vorteil der Insider eindämmen. Die Realität ist jedoch weniger hart. Für die Strafverfolgungsbehörden ist es ungemein schwer, kriminellen Insiderhandel zu beweisen oder zu verhindern. Insider fliegen meist nur auf, wenn sie zu leichtsinnig geworden sind.
Obendrein gibt es weltweit keine einheitlichen Gesetze für Insiderhandel. In Deutschland darf ein Insider zum Beispiel Aktien kaufen oder verkaufen, und muss erst danach seine Transaktion veröffentlichen. Unter dieser laschen Voraussetzung hat ein Insider einen großen und legalen Vorteil. In den USA ist es andersherum. Hier muss der Insider zuvor deklarieren, was er kaufen oder verkaufen möchte. Leider ist damit das Problem nicht gelöst. Wenn ein US-Insider Aktien kaufen möchte, dann muss er damit rechnen, dass die Aktie durch seine Deklaration der Kaufabsicht, schon im Vorfeld steigt. Natürlich könnte sich dadurch der Kaufpreis der Aktie verteuern. Damit das nicht geschieht, hat sich die Unsitte unter den Insidern verbreitet, in unregelmäßigen Abständen neue Kauf- und Verkaufsabsichten zu deklarieren, ohne dass tatsächlich der Handel umgesetzt wird. Für alle Börsianer kann deshalb die Botschaft nur heißen: Traue keinem Insider!
Insiderhandel mit Nachrichtenagenturen
Im August 2015 wurde bekannt, dass Hacker und Börsenhändler mit Insiderinformationen rund 100 Millionen US-Dollar ergaunert haben. Dazu wurden von Hackern die Computer drei offizieller Pressedienste geknackt. So haben sich die Gauner in den Status eines Insiders gebracht, und über einen Zeitraum von 5 Jahren Wirtschafts- und Unternehmensinformationen ausgenutzt, bevor diese offiziell veröffentlicht wurden. Betroffen waren bekannte Pressedienste, wie zum Beispiel Business Wire oder PR Newswire.
Die PR-Nachrichtenagenturen benötigen etwas Zeit, um offizielle News zu verarbeiten. Diese Zeit nutzen die Informationsdiebe, um entsprechende Orders an der Börse zu platzieren. In einem konkreten Fall hat der Lebensmittelhersteller Tree House Inc. eine Umsatzwarnung für das vierte Quartal an PR-Nachrichtenagenturen verschickt. Die Meldung ging 14:26 Uhr New Yorker Ortszeit ein. Schon eine Viertelstunde später platzierten die Insider ihre Short-Positionen. Am nächsten Tag wurde dann die Nachricht offiziell herausgegeben, und der Börsenkurs von Tree House brach kurzfristig ein. Der schnelle Gewinn der Abzocker belief sich auf etwas mehr als eine halbe Million US-Dollar.
Grundsätzlich gehört natürlich auch Börsen-Knowhow dazu, um die Insider-Informationen richtig zu deuten. Deshalb wurde nicht jede Pressemeldung missbraucht. Von den rund 150000 gestohlenen Meldungen, wurden nur 800 für den Insiderhandel benutzt. Bei der Börse geht es immer um die Erwartungen der Marktteilnehmer. Wenn ein Unternehmen einen Umsatzrückgang von 10% ankündigt, dann klingt das auf den ersten Blick schlecht, wenn jedoch die Marktteilnehmer mit einem Rückgang von 50% gerechnet haben, dann wird die Aktie vermutlich einen Sprung nach oben schaffen.
Wie die Polizeibehörden die illegalen Machenschaften aufdeckten, ist nicht genau bekannt. Vermutlich hat die Börsenaufsicht SEC einen Tipp bekommen. Die US-Behörden gehen davon aus, dass die Hacker in der Ukraine und in Russland sitzen. Die passenden „Partner“ zur Umsetzung der Orders gab es bei einem US-Investmentfonds in Philadelphia.
Die Börsenaufsicht SEC hält diesen Fall von Insiderhandel für besonders beunruhigend, da praktisch keine Spuren hinterlassen wurden. Mehr als zwei Jahre arbeitete die SEC und das FBI an der Aufdeckung des Falls.
Wo erhält man Insider-Informationen?
Insider sind in Deutschland durch das Wertpapier-Handelsgesetzbuch (WpHG) verpflichtet, Transaktionen an die BaFin und an Presseagenturen zu melden. Verschiedene Internetseiten veröffentlichen regelmäßig die Handelsinformationen. Das Ganze läuft unter dem Stichwort: „Director´s Dealings“.
http://www.finanzen.net/insiderdaten/
http://www.boerse.de/insider-trades/
http://www.wallstreet-online.de/aktien/insiderdaten
https://portal.mvp.bafin.de/database/DealingsInfo/
So können Sie auch von Insidern profitieren
Vorstände, Manager oder Aufsichtsratsmitglieder sind Insider eines Unternehmens. Sie kennen das Unternehmen besser als Analysten und Börsianer. Das heißt jedoch nicht, dass Sie bessere Trader wären. Die Insider haben jedoch den Vorteil, der wertvollen Information, und sie haben in der Regel ein gutes Gefühl für den inneren Wert des Unternehmens. Sie wissen, wie sich die Unternehmensumsätze und –gewinne entwickeln, oder wie sich der Wettbewerb innerhalb der Branche verändert. Sobald es zu Fehlbewertungen des Unternehmens kommt, sind Insider dazu geneigt, durch Käufe oder Verkäufe davon zu profitieren.
Allerdings sind die Motive der Insider nicht immer gleich, und es muss nicht zwingend eine Spekulation sein. Deshalb sollte man sich einen Überblick verschaffen.
Verhältniszahlen zur Analyse
Stellt man das historische Kaufvolumen und Verkaufsvolumen in ein Verhältnis, so beträgt die Buy/Sell-Ratio 1 zu 10. Einige Analysten unterstellen deshalb ein bullishes Sentiment der Insider, wenn die Buy/Sell-Ratio über 0,1 liegt. Von einem bearishen Sentiment gehen sie allerdings erst aus, wenn die Ratio kleiner als 0,0285 (1 zu 35) ist.
Insider sind in der Regel keine kurzfristigen Trader. Ihre Stärke liegt in der mittel- bis langfristigen Sicht. Deshalb kann man von Insidern profitieren, wenn man sich Käufe und Verkäufe im langfristigen Chart ansieht. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Insider besonders aktiv werden, wenn sich die Bewertung des Unternehmens in unfairen Bereichen befindet. Gehäufte Transaktionen gibt es also, wenn die Aktie zu teuer oder zu billig ist.
Beispiel für eine Beurteilung von Insider-Transaktionen mit BB Biotech:
Bild 1: Wochen-Chart der BB Biotech-Aktie mit Insider-Käufen und -Verkäufen
Bei der Analyse des oberen Charts ist die Aktivität der Insider über einen längeren Zeitraum interessant. So sieht man, dass es in 2010 und 2011 vereinzelte Käufe gab. Vermutlich in der Hoffnung, dass aus BB Biotech etwas Großes werden könnte.
In 2012 entstand dann der erste Schritt zu einem Aufwärtstrend. Es gab weder Käufe noch Verkäufe. Nach dem die Aktie gestiegen ist, wurden die Insider gieriger. Gleichzeitig entwickelten sich die Geschäfte von BB Biotech immer besser, so dass in 2013 und 2014 die Käufe massiv zunahmen. Die Insider sahen eine Unterbewertung der Aktie. In 2015 blieben die Käufer weg. Man kann vermuten, dass die Insider nun keine Unterbewertung der Aktie mehr sehen. Inzwischen ist die Aktie sehr stark angestiegen. Bisher sind noch keine Verkäufe der Insider vorgenommen worden. Anscheinend sehen sie die Aktie fair bewertet.
Tipps zur Analyse:
- Wie viele Käufer und Verkäufer gibt es? Je mehr Personen aktiv sind, desto bedeutender sind die Transaktionen.
- Mehrere kleine Beträge haben oft eine spekulative Aussage. Hier könnte es sein, dass die Insider aktiv zocken. Große Beträge haben eher einen langfristigen Charakter.
- Wie hat sich in der Vergangenheit der Kurs nach der Transaktion verhalten? Hatten die Insider ein Gefühl für Timing? Wenn der Kurs regelmäßig nach einem Kauf ansteigt, dann gibt es oft positive Meldungen zu einem späteren Zeitpunkt.
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