Die jüngsten Kurskorrekturen an den Aktienmärkten haben wieder einmal gezeigt, dass es nicht immer nur aufwärts geht an den Börsen. Der Dax kannte, mit einigen kleinen Korrekturen seit Mitte 2015, nur eine Richtung: Steil aufwärts. Nach dem abermaligen Rekordhoch im Januar 2018 mit 13.559 Punkten ging es dann bis zum 09. Februar 2015 mit einem Kursverlust von über 1.400 Punkten steil bergab. Aktuell steht der Index bei ca. 12.450 Punkten. Einige Experten warnen schon davor, dass es aufgrund der Inflationsängste und möglicher Zinserhöhungen der EZB zu weiteren, weitaus unangenehmeren Korrekturen nach unten kommen könnte. Das verunsichert die Anleger. Es gibt jedoch einige Branchen, die offensichtlich resistent gegen die aktuellen Marktausschweifungen erscheinen. Zum Beispiel Casino-Aktien. Erst im vergangenen Jahr hatte der österreichische Casinobetreiber und Equipment-Hersteller Novomatic seinen Börsengang für 2018 angekündigt. Die Frage lautet daher nicht zu Unrecht: Können Casino-Aktien durch eine mögliche Krise helfen?
Was steckt hinter dem Höhenflug der Glückspielanbieter?
Noch vor einigen Jahren hatten Casinospiele keinen besonders guten Ruf. Diejenigen, die sich zum Glücksspiel bekannten, galten als mehr oder weniger halbseidene Gestalten. Auch Casinoanbieter, die sich schon seit den 1990er Jahren im Internet tummeln, hatten nicht das beste Standing. Bei einigen Online-Casinos war nicht einmal klar, ob Spieler bei einem Gewinn überhaupt mit einer Auszahlung rechnen konnten. Mit der Poker-Euphorie zu Beginn des neuen Jahrtausends begann sich das Bild der Branche jedoch allmählich zu wandeln. Spätestens seit dem Erfolg des Deutschen Pius Heinz aus Odendorf bei Köln bei der Weltmeisterschaft 2011 in Las Vegas und einem Gesamtgewinn von damals unglaublichen 8,7 Millionen Dollar schwante auch vielen Analysten, dass in dem Bereich etwas gehen könnte. Bestätigt wurden sie, als ein junger norwegischer Student bei Betsson Casino (BETSSON AB NAMN-AKTIER B SK 0,67 WKN: A2DR9E, ISIN: SE0009806896) im selben Jahr 11,7 Millionen € am progressiven Jackpot-Spiel Mega Fortune mit nach Hause nahm.
Mittlerweile ist die Gambling-Branche „erwachsen“ geworden. Gespielt wird selbst in seriösen Kreisen und manche betrachten die Games sogar als Alternative zu Nullzinsanleihen und Tagesgeldzinsen. Größere Anbieter in Europa sind zum Beispiel 888 Casino, Playtech, William Hill, Ladbrokes oder Bet365, allesamt notiert an der Londoner Börse sowie Cherry Casino und Betsson, die an der Stockholmer Börse gelistet sind. Einer der wenigen deutschen Anbieter ist Bet-at-Home (WKN: A0DNAY / ISIN: DE000A0DNAY5), der ursprünglich als Sportwettenanbieter gestartet, nunmehr auch das Online-Casino-Geschäft mit großen Schritten vorantreibt und seit März 2013 eine beeindruckende Kurssteigerung von fast 900 % zu verzeichnen hat. Interessierte Anleger können die Charts unter aktiendepot.net verfolgen.
Bild: Wochen-Chart der Bet-At-Home-Aktie: Es baut sich ein bullishes Dreieck auf.
Technischer Fortschritt und Konkurrenz gelten als Treiber der Branche
Es kann insgesamt eine erhebliche Professionalisierung in der Branche festgestellt werden. Es gibt mittlerweile EU-Regelungen, die für Rechtssicherheit der Spieler sorgen. Außerdem werden sichere Zahlungsmethoden, unter anderem auch Instant-Banking und verschiedenen eWallets angeboten. Beim Kundenservice könnte sich vielfach das eine oder andere Amt eine Scheibe abschneiden. Hinzu kommt der technische Fortschritt. Über 60 % der Casinokunden nutzen mittlerweile ihr Handy zum Spielen. Dank fast flächendeckend verfügbarem Internet und einer ausgereiften High End-Smartphone-Technologie können Spieleentwickler wie Net Entertainment mittlerweile Live-Poker und -Roulette sowie Slot-Machines mit filmreifen Video-Sequenzen anbieten. Die großen Trends lauten heute Social Gambling, also das gemeinsame Spielen und posten der Ergebnisse in den Social Networks sowie Virtual- und Augmented-Reality.
Die Grenzen zwischen Gambling und Gaming verschwinden zunehmend. Die Wachstumsraten in der Branche werden laut einer Studie von Arthur D. Little auf jährlich über 10 % eingeschätzt. Um eine stabile und drauf Wachstum ausgerichtete Plattform anzubieten, muss allerdings auch kräftig investiert werden. Genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Experten glauben daher, dass sich am Ende des Wachstumsprozesses nur wenige große Anbieter erfolgreich durchsetzen werden und es auch in dieser Branche einen Konzentrationsprozess mit entsprechenden Übernahmen geben wird. Diese werden allerdings mit Macht am Markt verbleiben. Anleger in Casino-Aktien sollten sich genau anschauen, ob die finanziellen Reserven und die Kreditwürdigkeit der Anbieter ausreichen, den Sprung in die neue Technologiewelt zu finanzieren. Darüber hinaus ist es wichtig zu beobachten, ob das Wachstum organisch erfolgt, soll heißen: Die organisatorische, personelle und technische Struktur muss mit der wachsenden Anzahl an Kunden mithalten können.
Größtes Risiko lauert beim Gesetzgeber
Die Umsatz- und Wachstumszahlen bei den Casinoanbietern zeigen eine klare Richtung, da sich immer mehr Menschen für Games und Gambling interessieren. Das größte Problem für die Branche in Europa lauert bei den Gesetzgebern. Die EU hatte kürzlich darauf verzichtet, ein Klageverfahren gegen Deutschland weiterzuverfolgen, nachdem sie schon vor Jahren das Lizenzierungs-Verfahren für deutsche Anbieter angeprangert hatte. Bislang galt als Common Sense, dass eine EU-Lizenz aus Malta oder Gibraltar ausreichen müsste, um das Casinoangebot auch deutschen Kunden zugänglich zu machen. Spiele-Provider wie die Gauselmann-Gruppe aus Espelkamp sind sich dabei inzwischen nicht mehr so sicher. Nicht wenige meinen, dass die Legalität davon abhängt, ob die Kunden in der Zukunft auch Steuern auf ihre Gewinne zahlen werden. Bislang sind Casinogewinne als Glücksspiel steuerbefreit. Hier lauert wohl das größte Risiko der Branche.
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