Delivery Hero-Aktie im DAX! Was soll das denn werden?

Liebe Leserinnen und Leser,

fast schon mit einem Erschrecken musste ich feststellen, dass Delivery Hero in den DAX aufsteigt. Delivery Hero (auch als Lieferheld bekannt) ist eine Online-Bestellplattform für Speisen aller Art. Verschiedene Restaurants und Lieferdienste arbeiten mit Delivery Hero zusammen. Die Einnahmen von Delivery Hero entstehen aus einer Monatspauschale und einer Umsatzbeteiligung. Über 500.000 Partner-Restaurants in mehr als 40 Ländern sorgen für die Lieferung von Esswaren. Ein Geschäftsmodell, das in Corona-Zeiten auf Hochtouren kommt. Der Umsatz zum Vorjahresquartal stieg um 92% auf 515 Millionen Euro.

Es wird aggressives Wachstum angestrebt

An die Börse kam die Delivery Hero-Aktie erst am 30. Juni 2017. Die Börsenhistorie ist damit kurz. Grundsätzlich muss man der Unternehmensleitung eine gewisse Geschäftstüchtigkeit unterstellen. Sie hat es geschafft, ihre Idee sehr vielen Investoren schmackhaft zu machen. So konnte man viel Kapital einsammeln.

Kein nachhaltiges Geschäftsmodell

Bei näherer Betrachtung des Geschäftsmodells bekommt kann allerdings ein mulmiges Magengefühl. Restaurants und sonstige Essenlieferanten leben in einer umkämpften Branche. Sich in dieser Branche durchzusetzen, ist äußerst schwer. So ist es zum Beispiel für Existenzgründer praktisch unmöglich, von der Hausbank einen Kredit für die Gründung eines neuen Restaurants zu bekommen. Die Ursache ist einfach zu erklären. Es gibt in der Branche eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Konkursen.

Delivery Hero im Verdrängungswettbewerb

Innerhalb der harten Wettbewerbsbedingungen bewegt sich nun Delivery Hero als Vermittler. Es drängt sich sogar die Frage auf, welche Art von Restaurants sich der Online-Bestellplattform von Delivery Hero anschließen? Es liegt nahe, dass dazu solche Restaurants geneigt sind, die zu wenig Eigenumsatz erzielen können oder sogar ums Überleben kämpfen. Das Ergebnis dieser Partnerschaft ist langfristig fatal. Von Restaurants, die kaum Gewinne erzeugen, zieht Delivery Hero noch zusätzliche Gebühren heraus.

Als Endverbraucher sollte man sich ebenso fragen, welchen Qualitätsstandard können die Restaurants bieten? Wenn schwache Restaurants in finanzielle Engpässe kommen, dann besteht durchaus eine Neigung, an der Qualität der Esswaren und am Personal zu sparen. Solche pauschalen Aussagen sind sicherlich für viele Restaurants unfair. Trotzdem fällt mir die Vorstellung schwer, dass sich ein gutgeführtes und florierendes Qualitätsrestaurant, als Lieferant von Delivery Hero einordnen würde.

 

Kurzübersicht Finanzdaten:

Jahre 2015 2016 2017 2018 2019 2021
Umsatzerlöse 199 297 543 665 1237 4073
Ergebnis v. St. -252 -202 -334 -220 -563 -535
KGV 0 0 0 0 0 0
Daten in blau sind geschätzt
finanzen.net

 

Die Finanzdaten zeigen jedes Jahr eine überragende Umsatzsteigerung. Demgegenüber steht eine katastrophale Gewinnsituation. Ein Break Even ist in naher Zukunft nicht denkbar.

Bild: Wochen-Chart der Delivery Hero –Aktie

 

Der Aufwärtstrend läuft noch

Der aktuelle Aufwärtstrend der Aktie ist eine Kombination aus der Spekulation, dass die Aktie in den DAX aufgenommen wird und den Vorteilen des Online-Business in der Corona-Zeit.
Der OBV deutet inzwischen aber auf Kursschwäche hin, da er die Aufwärtsbewegungen des Kurses nicht mehr mitgehen kann. Die Aktie ist deshalb anfällig für eine Korrektur. Das Setzen einer Stopp Loss-Order bei 82 Euro wäre eine Möglichkeit zur Risikobegrenzung.

Mein Fazit: Die Aufnahme eines unprofitablen Unternehmens in den DAX-Index sehe ich als Fehler. Das Geschäftsmodell ist so schwach, dass nach Delivery Hero-Aussage, kaum ein profitables Geschäft in Deutschland möglich wäre. Daher wurde die Deutschlandsparte an takeaway.com verkauft.
Der DAX sollte ein wirtschaftliches Abbild der deutschen Wirtschaft sein – genauso wie es der Dow Jones Industrial-Index in den USA ist. Eine hohe Börsenbewertung reicht dann nicht aus, um als Qualitätsaktie zu bestehen. Es würde mich sehr wundern, wenn Delivery Hero in fünf Jahren noch DAX-Mitglied wäre.

Grandiose Trades wünscht Ihnen

Christian Lukas

Lesetipp: Handbuch des Volumen-Tradings

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