Die Implosion eines Trading-Wettbewerbs

Der Veranstalter „Trade-Champion“ hatte eine erstklassige Idee. Er wollte einen Trading-Wettbewerb durchführen, bei dem versteckte Trading-Champions gefunden werden. Die Vorgabe des Veranstalters war der Knaller: Wer es als erster schafft sein Kapital zu verzehnfachen, der gewinnt den Wettbewerb, und darf das Geld behalten. Wer allerdings mehr als 40% Depot-Verlust erleidet, der fliegt aus dem Wettbewerb.

  1. Versuch

Zunächst startete der Wettbewerb mit drei bekannten Tradern aus der Szene. Nach kurzer Zeit wurde der Wettbewerb abgebrochen. Ein echtes Fazit ist bei den bekannten Szene-Tradern also nicht möglich. Gut gelaufen ist aber auch nicht.

  1. Versuch

Einige Wochen später versuchte man einen zweiten Start mit neuen Regeln. Jetzt durfte sich jeder Trader bewerben, der sich einen Sieg zutraut. Ausgewählt wurden zum Start 13 Trader, die schon einmal eine positive Performance erreicht hatten. Der Veranstalter rüstete alle Teilnehmer mit einem Kapital von 20000 Euro aus und lässt sie mit Interactive Brokers handeln. Hier ist also nichts gespielt, und es geht um harte Euros.

Der Start des Wettbewerbs fiel auf den 01.April.2015. Jeder Trader konnte nun frei handeln, und sein Depot wachsen lassen. Was dann geschah, macht einen erfahrenen Trader fassungslos. Die Implosion: Am 08.Juni.2015 wurde der Wettbewerb abgebrochen, wegen katastrophaler Handelsergebnisse.

Schon nach 4 Wochen mussten drei Teilnehmer mit 40% Depot-Verlust ausscheiden. Nach 6 Wochen schied der nächste aus. Zwischendurch sind dann nochmals drei neue Trader in den Wettbewerb eingestiegen. Somit gab es insgesamt 16 Teilnehmer.

Das niederschmetternde Ergebnis nach etwas mehr als 2 Monaten zeigte, das nur 2 Trader im Plus waren.

Trading-Performance Trade-Champion

Bild: Die Ergebnisse der drei Erstplatzierten des Wettbewerbs

 

Somit war das Ende des Wettbewerbs eine logische Konsequenz. Der Veranstalter wollte eigentlich mit kostenpflichtigen Webinaren die profitablen Handelsstrategien präsentieren. Das ist natürlich kaum möglich, wenn fast alle Teilnehmer im Minus sind.

Das Statement des Veranstalters war auch niederschmetternd:

Bis auf wenige Ausnahmen – eigentlich nur zwei (Matthias und Christian) – konnten wir kein valides System, keine Strategie und keine sukzessiven Depotwertsteigerungen erkennen.“

Offensichtlich war das mangelnde Risiko-Management der Trader ein Hauptgrund, warum ein Abbruch notwendig war.

 

Was man aus dem Wettbewerb lernen kann

Jeder erfahrene Trader weiß, wie schwierig es ist, konstante Gewinne aus den Märkten zu ziehen. Natürlich gibt es manchmal sensationelle Trading-Resultate. Solche Ausnahmeergebnisse sind jedoch immer Ausnahmefälle, weil das Handelssystem dann optimal zum Markt passt. Wer realistisch ist, der weiß aber auch, das die Märkte sich ständig ändern. Jedes Top-Handelssystem ist deshalb zwangsläufig hochspezialisiert – eben für die spezielle Marktstruktur. Langfristig kann das nicht gut gehen, denn die Effektivität der Spezialisierung ist niemals von Dauer. Deshalb wird langfristig die Spezialisierung bei einer anderen Marktstruktur zu „speziellen“ Verlusten führen.

Erheblicher Druck der Öffentlichkeit

Was die Teilnehmer des Wettbewerbs völlig unterschätzt haben, ist der psychologische Druck. Trading ist an sich schon nervenaufreibend, wenn dann noch die Öffentlichkeit auf jeden Trade starrt, dann zerrt das noch sehr viel mehr an den Nerven.
Es ist nachweislich eine menschliche Reaktion, dass auf einer Reihe von Verlusten, die Aggressivität des Trading-Verhaltens steigt. Das wurde in mehreren Untersuchungen festgestellt. Wer unter Beobachtung der Öffentlichkeit mehrere Fehl-Trades erzeugt, wird dann noch sehr viel aggressiver handeln. Manchmal geht das gut, und die Verluste lassen sich wieder aufholen. Wenn jedoch mit hoher Aggressivität Verluste eingefahren werden, dann passiert es, dass Depots in kürzester Zeit geschrottet werden.

Eine zusätzliche Belastung ist der Wettbewerb selbst. Die Teilnehmer stehen durch die ständigen Vergleiche mit den anderen Wettbewerbern unter Performance-Druck. Wer nur ein wenig Sportgeist hat, der weiß, wie Eigenmotivation ausarten kann. Der über-motivierte Sportler bringt selten Top-Ergebnisse.

Bitte nicht spotten

Sollten Sie den einen oder anderen Wettbewerbsteilnehmer kennen, dann verurteilen Sie ihn nicht. Häme ist völlig unangebracht. Viel besser ist es, ihn nach den Umständen der Verluste zu fragen. Wenn der Trader ihnen erklären kann, wie seine eigenen Fehler entstanden sind, dann ist er ein „Guter“. Schiebt er die Fehler auf die Situation oder irgendwelche anderen Umstände, dann wissen Sie, dass er eher zu den Schlechteren zählt.

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