So finden Sie Ihren Trading-Stil
Um an der Börse erfolgreich zu handeln, gibt es unendlich viele Wege. Allerdings, sobald eine Strategie sich als erfolgreich erweist, springen viele Börsianer auf diesen Zug. Das vernichtet die Vorteile, und deshalb ist keine Strategie dauerhaft besser als die andere. Vielmehr macht der Trader den entscheidenden Unterschied aus.
Bei der Auswahl einer Strategie sollte der Trader unbedingt darauf achten, dass er sich mit ihr wohl fühlt. Wenn man als Trader von Anfang an Zweifel hat, dann ist sie dauerhaft unmöglich umzusetzen. Er wird sich ständig mit seiner Unsicherheit herumschlagen müssen. Und das ist eine schlechte Basis für erfolgreichen Börsenhandel.
Typische Börsenstrategien:
Dividendenstrategie:
Mit diesem Ansatz setzt der Trader auf Stabilität. Aktien mit soliden Gewinnen schütten jährlich, meist im Frühjahr, eine Dividende aus. Für den Aktionär bedeutet das eine garantierte Verzinsung seines Kapitals. Dabei bleibt es jedoch nicht.
Große institutionelle Anleger, wie zum Beispiel Versicherungen, benötigen sichere Zinseinnahmen. Sie sind deshalb geneigt, primär in dividendenstarke Aktien zu investieren. Die Folge dieser Neigung ist, dass die Dividendenaktien sehr stabil gegen Kursverluste sind. Selbst nach einem Crash steigen diese Aktien als erste.
Bild 1: Allianz-Aktie im Monats-Chart:
Ein solides Unternehmen, das jährlich eine hohe Dividende zahlt. In den vergangenen Jahren lag die Dividende zwischen 4 und 5%.
Wachstumsstrategie
Der natürliche Gegenspieler der Dividendenstrategie ist die Wachstumsstrategie. Wer ein Maximum an Kursgewinnen erzielen möchte, wird auf Dividendenaktien wahrscheinlich verzichten.
Wachstumsunternehmen haben viel vor. Sie müssen jeden verdienten Euro reinvestieren und wollen deshalb keine Dividenden ausschütten. Ein Börsianer, der von hohen Kursgewinnen profitieren möchte, der sollte sich auf Wachstumsunternehmen konzentrieren. An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Deshalb können Unternehmen mit hohen Wachstumsraten, obwohl sie keine oder nur geringe Gewinne erzeugen, die höchsten Kurssteigerungsraten erzielen.
Die Mehrzahl der Wachstumsunternehmen sind kleine und mittlere Unternehmen. Oft sind sie spezialisiert auf eine bestimmte Produktgruppe oder Dienstleistung. Bei Wachstumsunternehmen muss sich der Börsianer bewusst sein, dass Rendite und Risiko eng miteinander verknüpft sind. Eine Aktie die hoch steigt, kann auch tief fallen.
Zur Erinnerung: Das frühere deutsche Marktsegment „Neuer Markt“ war gespickt mit hoffnungsvollen Wachstumsraketen. Einige Unternehmen haben es geschafft, und andere sind von der Bildfläche verschwunden.
Bild 2: BB-Biotech im Wochen-Chart.
Eine typische Wachstumsstrategie verfolgt BB-Biotech, indem Beteiligungen gekauft werden. So konnte sich der Kurs der Aktie innerhalb von drei Jahren verdreifachen.
Antizyklische Strategie
Trader mit antizyklischer Strategie stellen sich gerne gegen den Markt. Sie sind die Hauptursache dafür, dass es nach einem Crash wieder aufwärts geht. Sie haben Mumm und es stört sie nicht, eine gegenteilige Meinung zu vertreten. Sie gehen grundsätzlich davon aus, dass sich die Masse der Börsianer irrt.
Oft sind Antizykliker brillante Analysten, die besonders auf Marktextreme achten. Wenn der Markt besonders bullish oder besonders bearish ist, sehen sie die größten Chancen in einer Gegenposition. Da Antizykliker weder den Tiefst- noch den Höchstkurs des Marktes kennen, machen sie für gewöhnlich viele kleine Fehler. Doch bei wenigen Trades erzielen sie sehr hohe Gewinne. Erfolgreiche Antizykliker sind Experten im Risiko- und Money-Management.
Bild 3: Monats-Chart des Gold-ETF.
Gold befindet sich in einem kurzfristigen Abwärtstrend. Obwohl fundamental nichts gegen einen Goldanstieg spricht, wird der Markt von den großen Investoren gemieden. Antizyklische Trader sehen hier gute Einstiegschancen.
Zyklus-Strategien
Die ganze Welt bewegt sich in Zyklen. Nicht nur dass es Jahreszeiten gibt, auch Unternehmen haben zyklische Phasen, in denen das Geschäft besser oder schlechter läuft. So profitieren, zum Beispiel Einzelhändler, immer von der Weihnachtszeit. Sehr präzise ist das zyklische Verhalten bei Rohstoffen. Je nach Jahreszyklus gibt es immer wiederkehrende Verlaufsmuster. Genau das sucht der Zyklen-Trader. Die meisten Zyklen-Trader sind große Anhänger von saisonalen Verhaltensweisen. Ein oft genutztes Verhaltensmuster ist zum Beispiel die Aktienrallye zum Jahresende.
Bild 4: Typischer DAX-Jahresverlauf mit Jahresendrallye
Momentum-Strategie
Spricht ein Trader vom Momentum, meint er immer den Kursschwung einer Aktie. Das Momentum ist ein feiner Indikator, der bei richtiger Anwendung sogar ein Vorläufer des Kurses sein kann. Ein Chart-Verlauf setzt sich immer aus zwei Arten von Kurswellen zusammen. Es sind progressive und regressive Wellen. Das Momentum wird durch progressive Wellen aufgebaut. Die antreibende Kraft einer progressiven Welle kann jedoch nicht ewig aufrecht gehalten werden. Deshalb gibt es im Anschluss regressive Bewegungsmuster. Es ist die Zeit der Konsolidierung.
Wenn sich mehrere progressive Kursschwünge überlagern, entsteht daraus ein Trend. Börsianer, die sich auf Trends konzentrieren, muss man deshalb als Mitläufer der Momentum-Strategie ansehen. Wahrscheinlich ist die Momentum-Strategie eine der risikoärmsten Börsenstrategien. Große Erfolge sind in langen Trends möglich.
Bild 5: Darstellung des Momentums mit Hilfe des Standard-Indikators MACD im S&P500
Ein und Ausstiegspunkte werden durch den MACD bestimmt.
Turnaround-Strategie
Nicht immer werden Unternehmen gut geführt. Deshalb gibt es nicht selten die Situation, dass Unternehmen Gewinneinbrüche verzeichnen. Turnaround-Unternehmen haben kurz- bis mittelfristige Probleme. Manchmal ist es auch nur ein kurzfristiger Liquiditätsengpass, der das Unternehmen in die Knie zwingt. Der Turnaround-Trader untersucht die Stärken und Schwächen des Unternehmens. Er kauft die Aktie, wenn das Unternehmen restrukturiert wird. Oft kann ein Trader hohe Gewinne erzielen, wenn die Aktie den Turnaround schafft. Insbesondere wenn das Geschäftsmodell des Unternehmens stark ist, sollte der Turnaround einen großen Kursgewinn ermöglichen. Bei der Turnaround-Strategie benötigt der Trader ein fundiertes betriebswirtschaftliches Wissen. So kann ein schwerer Irrtum sogar zum Totalverlust des investierten Kapitals führen. Ein Konkurs ist der Worst Case.
Bild 6: Die Commerzbank als typischer Turnaround-Kandidat
Die Aktie hat den Abwärtstrendkanal verlassen. In den nächsten Jahren hofft die Unternehmensführung, dass das Unternehmen wieder profitabel wird.
Value-Strategie
Viele Analysten bewerten Unternehmen, um eine Unter- bzw. Überbewertung zu identifizieren. Bei einer Unterbewertung des Unternehmens geht der Trader davon aus, dass die meisten Marktteilnehmer die gute Entwicklung des Unternehmens noch nicht erkannt haben. Genau dann steigt der Value-Trader ein. Wenn anschließend die Masse der Marktteilnehmer auf das Unternehmen aufmerksam wird, dann treibt sie den Aktienkurs in die Höhe. So entsteht der Profit des Value-Traders.
Value-Trader betreiben eine Kombination aus fundamentaler und technischer Analyse. Im Vordergrund steht die Fundamentale Analyse. Sie ist für die Auswahl der Aktie oder des Handelsobjektes verantwortlich. Mit der Technischen Analyse versucht der Value-Trader den Ein- und Ausstieg zu optimieren. Zu den bekanntesten Anhängern der Value-Strategie gehört der Großspekulant Warren Buffett.
Bild 9: Coca-Cola im Monats-Chart:
Ein typisches Beispiel für ein Unternehmen der Value-Strategie. Das Unternehmen ist seit vielen Jahrzehnten profitabel und aktuell im Aufwärtstrend.
Daytrading-Strategie
Der Daytrader ist ein Anhänger der Technischen Analyse, und seine Positionen haben nur eine sehr kurze Haltedauer. Er trifft seine Entscheidungen auf Basis von Charts, Indikatoren, Mustern und Wahrscheinlichkeiten. Erfolgreiche Daytrader sind Experten des Risiko- und Money-Managements. Aufgrund der hohen Entscheidungsfrequenz sind Daytrader mental sehr hoch beansprucht. Die Haltedauer einer Position reicht von wenigen Sekunden bis zu einigen Wochen. Gewinn und Verlust entsteht durch Markt-Timing, indem der Daytrader Angebot und Nachfrage richtig prognostiziert.
Bild 10: Einfaches Beispiel für Daytrading mit dem DAX im 15min-Chart.
In einem volatilen trendlosen Markt zeigt der RSI(14) beim Überschreiten seiner 60/40-Grenze profitable Handelssignale. Der Ausstieg erfolgt hier nach dem Kreuzen der 50er-Mittellinie.
Fazit zu den Börsenstrategien
Es gibt unendlich viele Börsenstrategien. Deshalb ist es unmöglich jede einzelne im Detail aufzuführen. Jede hier aufgeführte Strategie könnte leicht in Unterkapitel aufgeteilt werden. Teilweise überschneiden sich die Strategien sogar. Die obere Aufzählung kann deshalb nur eine erste Orientierung sein. In allen Beispielen ist es erforderlich, Kenntnisse und Erfahrung zu erlangen. Genauso wie man einen Beruf nicht an einem Tag erlernen kann, so fordert die Börse Zeit und Ehrgeiz, um erfolgreich zu werden.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar