Liebe Leserinnen und Leser,
Die Stimmung im amerikanischen Aktienmarkt
Wenn man als Börsianer jahrelang die Märkte beobachtet, dann weiß man, dass es wiederkehrende Verlaufsmuster gibt. Insofern ist es kein Wunder, dass die meisten Börsenprofis auf eine Sommerkorrektur warten. Sie ist nämlich schon lange überfällig. Diese Korrektur ist fast schon ein ökonomischer Zwang, denn die Quartalszahlen im Frühjahr sind oftmals zu stark, so dass sich für den Sommer eine Eintrübung ergeben muss. Das ist aus zyklischer Sicht normal. Hinzu kommt eine Sommerschwäche, die sich aus der Urlaubszeit ergibt. Wenn weniger Marktteilnehmer am Handel teilnehmen, dann reduziert sich das Handelsvolumen. Passend dazu gibt es Probleme im Trendverhalten der Kurse. War der Aktientrend zuvor im aufwärts gerichtet, dann flacht er eben im Sommer ab. Passend zur Sommerkorrektur geht die bullishe Stimmung zurück. So könnte man die sich jährlich wiederholende Wirkung beschreiben.
Die US-Stimmung anhand der AAII-Umfrage
Die AAII (American Association of Individual Investors) unternimmt eine monatliche Stimmungsumfrage, die folgendes Ergebnis brachte. (27.07.2017)
Bullish 34,5% (-1% zum Vormonat)
Neutral 41,2 (+2,5% zum Vormonat)
Bearish 24,3% (-1,5% zum Vormonat)
Die AAII führt diese Umfrage jeden Monat durch. Hierzu müssen die Marktteilnehmer eine Prognose für die nächsten sechs Monate abgeben.
Die Umfragezahl passt eigentlich auch zur oben beschriebenen Sommerflaute. Der Anteil der Bullen geht nämlich von Monat zu Monat immer weiter zurück Im historischen Mittel beträgt dieser circa 38%. Aktuell ist er bei 34,5%. Hinzu kommt ein großer Anteil von „Marktbeobachter“. Man muss die Neutralen so bezeichnen, denn sie haben aktuell keine eigene Meinung, und besitzen deshalb auch keine kurz- bzw. mittelfristigen offenen Positionen. Sie beobachten den Markt und glauben, dass es eine Sommerkorrektur geben müsste.
Wo ist denn nun die Korrektur?
Bisher ist von Sommerkorrektur nichts zu bemerken. Das führt uns zu einer bemerkenswerten psychologischen Drucksituation. Wenn sich die meisten Marktteilnehmer bereits aus dem Markt zurückgezogen haben, wer kauft denn weiter Aktien und treibt die US-Aktienindizes nach oben? Die Antwort ist nicht einfach, denn es gibt keine handfesten Fakten, die man präsentieren könnte. Eines sollte in der aktuellen Situation klar sein, wenn die große Anzahl der neutralen Marktteilnehmer das Gefühl bekommt, dass der Aktienmarkt den Trend immer weiter fortsetzt, und sie den Anschluss verlieren, dann werden sie gierig. Das bedeutet, sie geben ihre neutrale Position auf, und werden in den Markt long einsteigen. Mit der Folge, dass sich der Trend nochmals beschleunigt.
Bild: Wochen-Chart des S&P500 mit OBV-Indikator
Trendanalyse – Es wird immer harmonischer
Der Aufwärtstrend seit 2016 läuft und läuft. Die übliche „Sell-in-May“-Theorie entfällt in diesem Jahr. Kursverlauf und Volumenverlauf (OBV) sind sehr harmonisch. Sie ergänzen sich in geradezu perfekter Weise. Es ist schon fast unheimlich?!
Im oberen Chart ist ein grauer Kasten eingezeichnet. Er ist charakteristisch für den Markt. In diesem Zeitraum hat sich der Trend nochmals zementiert. Beachten Sie den eingezeichneten Trendkanal. Hier handelt es sich um einen mathematischen Regressionskanal. Normalerweise pendeln die Kurse zyklisch im Kanal. Der Trend ist beendet, wenn die untere Linie des Aufwärtskanals durchdrungen wird. Was wir vorfinden, ist alles andere als eine bevorstehende Trenderschöpfung. Die Kurse pendeln ganz leicht um die mittlere Linie des Regressionskanals. Es ist ein klares Zeichen dafür, dass die Marktteilnehmer ohne übertriebene Angst oder Gier im Markt unterwegs sind. Ein derartiges Trendmuster mit niedriger Volatilität ist „Rock’n’Roll“. Der Markt läuft, und man darf sich auf keinen Fall mit einer Short-Position dagegen stellen. Die Shorties werden mit großer Wahrscheinlichkeit überrollt.
Viel Erfolg wünscht Ihnen
Christian Lukas
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