Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft Anleger fragen: „Glauben Sie angesichts der Schwierigkeiten der letzten Monate noch an Ihre Handelsstrategie?“ Moment einmal – nur wegen kurzfristiger Ausschläge und ein wenig mehr Volatilität nicht mehr an die eigene Handelsstrategie zu glauben…?
Ich denke, die wichtigste Eigenschaft für den langfristigen Erfolg des Börsenhandels ist die Disziplin. Man muss diszipliniert sein, um in den unvermeidlichen Phasen, in denen die Ergebnisse nicht perfekt sind, stets an seiner Strategie festzuhalten. Natürlich gibt es extreme Emotionen: Angst und Gier unterwandern jede Disziplin! Es sind Emotionen, die einem einflüstern wollen, diesmal sei alles anders und man könne jetzt nicht mehr auf die üblichen Handelsabläufe bauen. Der Faktor Gier treibt zur Rechthaberei. Wenn die bevorzugte Strategie beginnt, schal zu schmecken, wird man auf neue Handelsideen aufmerksam. Die Finanzmedien befeuern das zusätzlich, weil sie oft betonen, das Gras an einem anderen Ort sei stets grüner, allen anderen Tradern gehe es immer besser als einem selbst.
Neulich las ich die Überschrift „Wie ein Anleger die harten Zeiten durchhalten kann“. Der Artikel begann mit der Schilderung eines Traders, dessen Konto von 100.000 Dollar auf 60.000 gefallen war, doch er geriet nicht in Panik, sondern hielt an seiner Strategie fest. Seine Depotbestände haben sich inzwischen nicht nur erholt, sie sind seit dem 1. Januar um fast 30 Prozent gestiegen. Ein gieriger Anleger, der das liest, würde sich die Haare raufen, wenn er bei diesem Kursanstieg nicht auch dabei gewesen wäre. Er glaubt unwillkürlich, die Strategie des anderen Traders sei einfach die bessere.
Würde man jedoch Börsianer fragen, ob sie an eine perfekte Anlagestrategie glaubten, dann lautete die Antwort mehrheitlich: „Nein, natürlich nicht.“ Konsequenterweise müsste dann die nächste Frage sein: „Warum ändern die Börsianer dann ständig Ihre Handelsstrategien?“ Es ist immer wieder verblüffend, wie nervös Börsianer werden, wenn die kurzfristigen Handelsergebnisse negativ sind. Vermutlich ist die ständige Suche nach der „sicheren“ Strategie sogar eine schlechte Verhaltensweise, denn mit jeder neuen Strategie fehlt auch die Erfahrung. Man kennt einfach noch nicht die Schwächen des Systems, die irgendwann immer offenbar werden.
Es ist einfach töricht, langfristige Entscheidungen auf Grundlage kurzfristiger Ergebnisse zu treffen. Ein guter Trader sollte immer die nötige Disziplin aufbringen, um die kurzfristigen Ergebnisse zu ignorieren. Apropos Disziplin: Neulich war ich mit meiner Frau unterwegs und hielt an einer Tankstelle an. In der Nähe der Kasse sah ich ein paar Schokoriegel, also kaufte ich einen. Ich wusste, dass meine Frau keinen haben wollte, also aß ich einen, als ich mich dem Auto näherte. Als ich einstieg, sagte sie: „Du hast einfach keine Disziplin!“ Ich sagte: „Das stimmt nicht, denn du weißt ja gar nicht, wie viele ich davon haben wollte.“
Wenn Sie eine Strategie gefunden haben, mit der Sie sich wohlfühlen, dann müssen Sie auch die Disziplin haben, an ihr festzuhalten – auch und vor allem in schlechten Zeiten.
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