Trading ist für die meisten Deutschen ein „Igittwort“. Daher darf man die Börsenkultur, im Vergleich zu anderen Industriestaaten, als unterentwickelt bezeichnen. Eigentlich ist der Start ins Trading-Geschäft gar nicht so schwer. Jede Börsenaktivität kann nämlich als Hobby beginnen. So ist eine vorsichtige Annäherung und bei Bedarf zunehmende Intensivierung leicht umsetzbar. Um in kürzester Zeit möglichst weit in die Börsenmaterie einzudringen, ist es wichtig, zunächst die eigenen Vorlieben zu überprüfen. Möchte man als kurzfristiger Trader aktiv die Börse beobachten, oder ist der langfristige Investmentstil angenehmer?
Erkennen Sie die eigenen Vorlieben
Allein durch die simple Fragestellung kann ein zukünftiger Trader viel Zeit und Arbeit sparen. Beide Ansätze sind grundverschieden, und die Auswahl muss zur eigenen Persönlichkeit passen. Im Allgemeinen spricht man vom Trading, wenn man den kurzfristigen Börsenhandel meint. Dabei geht es um Swingtrading mit eine Haltedauer von mehreren Tagen, oder um Daytrading im kurzfristigen Intraday-Handel.
Das Money-Management ist der Schlüssel für einen angenehmen Start
Als Neuling müssen Sie davon ausgehen, dass Sie Fehler begehen. Die Fehlerbandbreite ist gewaltig. Das fängt bei der Fehleinschätzung einer Börsensituation an, und endet bei einer falschen Eingabe mit einer Börsen-Order. Fehler sind beim Trading unvermeidlich. Darauf müssen Sie sich innerlich einstellen. Und wenn Sie lange genug dabei bleiben, werden Sie bestimmt alle Fehler auch einmal machen.
Eine Börsenlaufbahn startet man sinnvollerweise mit einer festen Strategie und geringem Kapitaleinsatz. Als erstes ist die Entscheidung notwendig, hinsichtlich des Marktes. Üblicherweise sind es Aktien, Währungen, Anleihen oder Rohstoffe, die im Fokus stehen. Jeder Markt hat ein unterschiedliches Bewegungsverhalten. Die Höhe des Risikos steht in einem engen Verhältnis zur Volatilität und dem Trendverhalten. Die meisten Profi-Trader riskieren bei einem Trade zwischen 0,5 und 3% des Kapitals. Als Einsteiger sollte man überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, das Risiko noch weiter zu reduzieren. Für einen Börsenneuling muss das erste Ziel sein, kein Kapital zu verlieren. Das klingt nicht besonders ehrgeizig, doch aus der Statistik der Broker weiß man, dass die meisten Börsianer Geld verlieren. Deshalb muss das erste Börsenziel realistisch gesetzt werden.
Es versteht sich von selbst, dass man als Börsianer nur das Kapital einsetzen sollte, welches zur freien Verfügung steht. Auf keinen Fall sollte ein Anfänger für Spekulationszwecke einen Kredit aufnehmen.
Bild: Jonglieren Sie zunächst nur mit kleinen Einsätzen. Quelle: Pixabay
Vorschlag für den Börseneinsteiger
Nehmen wir an, Sie hätten als ein Einsteiger 10000 Euro zur Verfügung. In diesem Fall sollten Sie nur 1000 Euro (10%) auf das Handelskonto einzahlen. Das soll das „Spielkapital“ für den ersten Monat sein.
Wenn Sie Daytrading zum Beispiel mit dem DAX oder dem EURUSD-Währungspaar betreiben, dann sollten Sie ein Tagesrisiko von maximal 100 Euro setzen. Es wäre der maximale Verlust des Tages. Wird die Verlustgrenze überschritten, dann beenden Sie das Trading für den Tag. Innerhalb des 100-Euro-Rahmens können Sie frei agieren. Die Anzahl der erstklassigen Handelschancen an einem Handelstag ist begrenzt. Schaut man sich Tagesverläufe in der Historie an, dann liegt die Anzahl der Top-Chancen oft nur zwischen einer und drei. Mit anderen Worten, man benötigt tagsüber sehr viel Ausdauer und Disziplin, um sich als Daytrader durchzusetzen. Daytrading ist eine emotional schwere Disziplin, deshalb sind nur wenige Trader wirklich erfolgreich.
Eventuell sollten Sie auch ein monatliches Limit festsetzen. Manchmal passt ein Handelssystem wochenlang nicht zum Markt. Aber in den weiteren Monaten wäre es erfolgreich. Damit nicht das Risikokapital in einem Monat verspielt wird, wären 1000 bis 1500 Euro als Verlustobergrenze pro Monat sinnvoll.
Trades studieren
Wenn Sie ein bis drei Trades pro Tag durchführen, dann sollten Sie die Gewinn- und Verlust-Trades am Ende des Tages genau untersucht werden. Hierbei ist es sinnvoll, nicht nur die handwerkliche Umsetzung zu untersuchen, sondern vielmehr das Umfeld der Trades anzugehen. Notieren Sie am besten auch Ihr emotionale Verfassung beim Ein- Ausstieg. Alle erfolgreichen Handelssysteme benötigen einen Marktrhythmus, der zum Handelssystem passt. Der Erfolg ist also nicht nur eine Frage der korrekten Umsetzung, sondern auch des Marktes.
Gewinnziele setzen
Stellen Sie sich vor, Sie starten mit dem Trading, und Sie gewinnen innerhalb einer Woche 500 Euro. Das wäre für den geringen Kapitaleinsatz außerordentlich viel. Sie können davon ausgehen, dass die gute Phase nicht ewig anhält. Damit Sie Ihre Gewinne nicht bei der nächsten Gelegenheit wieder verspielen, sollten Sie sich auch ein Gewinnziel setzen. Ich würde Ihnen vorschlagen, bei 300 Euro ein Gewinnziel zu legen. Wenn Sie das Ziel erreichen, hören Sie ebenfalls auf zu traden. Machen Sie eine Pause von ein paar Tagen. Es schützt Sie davor, zu euphorisch zu werden, und mit Leichtsinn in einen Trading-Tag zu starten.
Der nächste Schritt
Wenn Sie systematisch Ihren Trading-Plan verfolgen, und einen Monat mit Plus beendet haben, dann sind Sie bereit für den nächsten Schritt. Zahlen Sie die nächsten 1000 Euro auf Ihr Handelskonto ein. Haben Sie jedoch kein Gewinn gemacht, dann arbeiten Sie mit dem reduziertem Kapital weiter. Nach jedem Gewinnmonat können Sie weitere 1000 Euro nachschießen, und so das Risiko allmählich erhöhen. Bei einer Einzahlung von 1000 Euro benötigen Sie demnach mindestens zehn Monate Trainingszeit, damit Sie mit vollem Kapital arbeiten. Vermutlich werden es aber mehr als zehn Monate sein, denn als Trading-Einsteiger ist es nicht wahrscheinlich, dass Sie jeden Monat im Plus beenden werden.
Die Vorgehensweise mit der gestaffelten Geldeinzahlung schützt Sie vor unerwarteten Verlustphasen, und hält sie im Spiel. Denken Sie daran, dass Trading zunächst ein Handwerk ist. Sie können in keinem Beruf erwarten, dass Sie ohne Ausbildung und Übung ein Ass sind.
Theorie und Praxis
Die praktische Vorgehensweise mit Kapitalschutz ist sehr sinnvoll. Es ist sogar besser als theoretisches Paper-Trading, denn die Emotionen während des Tradings, können Sie nur mit eigenem Kapital wirklich spüren. Je mehr Kapital Sie einsetzen, desto schärfere Stimmungsschwankungen sind üblich. Im Fall des Gewinnens schweben Sie auf „Wolke 7“. Aber bei einer Verlustserie gibt es Wut und Frustration.
Fazit:
Die beschriebene Vorgehensweise enthält nur wenige Regeln. In Kombination mit Stopp-Kursen können Sie alle emotionalen Trading-Fallen umgehen. Der Trainingsplan und das Money Management garantieren Ihr Überleben. Oftmals ist der Schlüssel zum Erfolg nur die rigorose Einhaltung der Kursziele und Stopps. Alle Handelsregeln sollten Sie so festlegen, dass Sie emotional ausgleichen bleiben.
Hinweis: Der Artikel wurde für brokervergleich.net geschrieben.
Danke für den Beitrag! Gerade den Tipp finde ich sehr wichtig: Man sagt von sich aus der Betrag x steht mir zur freien Vergügung, sofern man sich dies leisten kann und handelt eben nur in diesem Rahmen.
Viele Grüße!