Der Volumentrend zeigt, ob ein Kurstrend gesund ist. Beide Trendvarianten müssen im Einklang sein. Nur dann wird ein Trend von Dauer sein. Achten Sie deshalb auf den Volumentrend und Ihre Gewinne werden sich ausweiten.
Vermutlich können viele Börsianer mit dem Begriff „Volumentrend“ nichts anfangen. Im Wesentlichen geht es um die Kursbewegung und das entsprechend aufgewendete Volumen. Das Handelsvolumen entspricht im übertragenden Sinn, dem Kraftaufwand, um den Kurs nach oben oder unten zu bewegen.
Mit der Analyse des Volumentrends ist es möglich, die Qualität des Kurstrends zu überprüfen.
Jeder Aufwärtstrend wird angetrieben durch einen Überhang von Kaufwilligen, die kontinuierlich höhere Kurse akzeptieren. Umgekehrt, im Falle eines Abwärtstrends, sind es die verkaufswilligen Marktteilnehmer, die sich mehrheitlich zum Verkaufen gezwungen fühlen.
Der Markt bewegt sich innerhalb eines Trends in rhythmischen Bewegungen. Das Ergebnis eines Aufwärtstrends sind gehäufte neue Hochs und höheres Tiefs.
Bild: Theorie des Trends innerhalb der Markttechnik
Das obere Bild zeigt den Trendkanal eines Aufwärtstrends. Beim Volumentrend geht es um die gleichen Wellenbewegungen, lediglich mit dem Unterschied, dass das Handelsvolumen im Fokus steht. Wenn Kurstrend und Volumentrend die gleichen Muster zeigen, dann wird der Trend sich dauerhaft fortsetzen.
So funktioniert der Volumentrend
Weil die pure Zahl des Handelsvolumens natürlich keine Richtung angeben kann, müssen wir für eine Analyse die Verbindung zum Kurs herstellen. Die einfachste und bekannteste Lösung bietet der On-Balance-Volume-Indikator (OBV). Das Handelsvolumen wird beim OBV grundsätzlich kumuliert. Aufaddiert wird es, wenn der Schlusskurs höher liegt als bei der Candlestick zuvor. Passend dazu wird das Volumen subtrahiert, wenn der aktuelle Schlusskurs niedriger liegt. Ein einfaches, aber wirkungsvolles Prinzip, um Kurs und Volumen zu verknüpfen.
Der OBV ist ein relativ alter Indikator aus den 1960er-Jahren. Die Jahrzehnte haben allerdings nichts an der Indikatorwirksamkeit einbüßen lassen. Er ist immer noch so effektiv, wie am ersten Tag.
Bild: Im Aufwärtstrend sollten die Wellen in der Aufwärtsbewegung erhöhtes Volumen besitzen
Wie hoch darf das Volumen sein?
Wenn von einem überdurchschnittlichen Volumen gesprochen wird, dann darf dies nicht wie ein Gesetz angesehen werden. Das Handelsvolumen steht in enger Beziehung mit den Emotionen der Marktteilnehmer. Kann man in einem Kursverlauf durchschnittlich mehr Volumen in der Aufwärtsrichtung vorzufinden, deutet das auf reges Kaufinteresse hin. Ist jedoch das Volumen schwächer, muss es nicht zwingend zu einem Trendende kommen. Zu einem schwächeren Handelsvolumen kommt es auch, wenn der Markt unsicher ist, oder wenn wichtige Wirtschaftsnachrichten zu erwarten sind. Unsicherheit führt in der Regel nicht zur Umkehr, sondern zu „wirren“ Handlungen der Marktteilnehmer. Technische Fehlsignale sind in unsicheren Zeiten nicht ungewöhnlich. Sobald sich die Lage aber beruhigt hat, setzt der Markt den Trend wieder fort.
Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen, dass eine Kurswelle sich fortsetzt, wenn die Höhe des Handelsvolumens überdurchschnittlich ist. Allerdings ist ein extrem hohes Handelsvolumen für einen Trend nicht förderlich. Volumenspitzen enthalten nämlich den Charakterzug einer kurzfristigen Erschöpfung. Nicht selten stoppt deshalb eine Bewegung mit Volumenspitze. Es tritt anschließend eine Pause ein, bei der sich die Marktteilnehmer sich neu orientieren.
Vorteile mit dem Volumentrend
Die Arbeit mit der Volumen-Analyse muss sich lohnen. Wenn man die Kraft einer Kursbewegung abschätzt, dann sollte das auch im praktischen Trading einen Vorteil ergeben. So ein Vorteil wäre zum Beispiel, dass ein gesunder Volumentrend leichter Widerstände im Aufwärtstrend bricht. Ein Trend läuft schließlich nicht wie eine gerade Linie. Auf- und Abbewegungen folgen einem eigenen zyklischen Rhythmus. Nicht unüblich sind drei große Schritte vor und zwei kleine zurück. Innerhalb eines Aufwärtstrends ergibt das ein regelmäßiges neues Hoch. Passend dazu gehört jeweils ein neuer Ausbruch über das vorherige Hoch. Und wenn Kurstrend und Volumentrend in Harmonie sind, dann gelingen die Ausbrüche besonders leicht.
Der Volumentrend harmoniert mit der Fundamentalanalyse
William F. Eng veröffentliche 1988 in seinem Buch „Technical Analysis of Stocks, Options and Futures“ eine interessante Entdeckung. Er stellte eine enge Beziehung zwischen dem OBV-Indikator und der Fundamentalanalyse fest. Hierbei machte er eine grobe Einteilung des Aktienmarktes in Smart-Money und General Public. Konkret: Es geht um institutionelle Marktteilnehmer, die Insider-Wissen bezüglich der Unternehmen haben, und den restlichen Marktteilnehmern einen Schritt voraus sind. Seine Entdeckung war, dass der OBV vorauslaufend zu den fundamentalen Kennzahlen ist. Wer dem OBV folgt, der handelt in Übereinstimmung mit dem Smart-Money. Was wiederum Vorteile durch das Insider-Wissen des Smart-Moneys bringt. Der OBV-Trend (hier ein Synonym für den Volumentrend) zeigt, ob eine Aktie langfristig von den institutionellen Marktteilnehmern eingesammelt wird oder nicht.
Es gibt nicht selten die Phasen eines Seitwärtsmarktes. In dieser Zeit gibt es keine neuen Hochs oder Tiefs des OBVs. Es ist eine Zeit des Zweifelns. Während dieser Phase sollte man nach neuen OBV-Ausbrüchen suchen. Sie sind oftmals die Vorboten für die zukünftige Kursrichtung, weil das Smart-Money sich in dem Wertpapier engagiert.
Ein praktisches Beispiel für die Analyse des Volumentrends
Die Umsetzung ist relativ einfach. Alles, was wir benötigen ist ein Kurs-Chart und ein Volumenindikator. In unserem Beispiel ist es der OBV.
Bild: Beispiel für die Analyse des Volumentrends mit dem OBV-Indikator
Das obere Bild zeigt den TecDAX-Index mit seinem OBV. Eingefügt wurde zusätzlich ein einfacher gleitender Durchschnitt von 100 Perioden (GDL100). Die Periodenlänge ist allerdings nicht wichtig. Für die Analyse lässt sich jede beliebige Länge auswählen. Wichtig wäre, dass die Periodenlänge sowohl im Kurs-Chart als auch beim OBV-Indikator identisch ist.
Zur Analyse kann man sich dann die GDL-Überschneidungen, sowohl beim Kursverlauf als beim OBV ansehen. Im Chart sind drei Beispiele grau markiert.
In ersten Fall sieht man, dass der OBV dynamischer, im Vergleich zum Kurs-Chart, den GDL100 durchdringt. Der Kurs folgt etwas später dem Volumen. Das ist regelkonform, denn das Volumen läuft dem Preis meisten voraus.
Beim zweiten Beispiel haben wir wieder einen vorauslaufenden OBV. Während der Kursverlauf unterhalb des GDL100 liegt, zeigt der OBV ein Paradebeispiel für eine bullishe Divergenz. Offensichtlich haben die Verkäufer das Interesse verloren, und die Großverkäufe eingestellt. Der Effekt ist bullish. Der OBV bleibt oberhalb seines GDL100.
Das dritte Beispiel zeigt ein wenig die Tücken der Technischen Analyse. Der OBV durchstößt mit einer kräftigen Bewegung die GDL100-Linie. Das wirkt auf den ersten Blick bearish. Der nachfolgende kurzfristige Verlauf bleibt dann bemerkenswert. Der OBV kämpft sich nämlich schnell wieder in das Gebiet oberhalb der GDL100. Ganz anders bewegt sich der Kursverlauf. Der Kurs bleibt kurzfristig unterhalb der GDL100. Der Effekt ist eine neue und schnelle bullishe Divergenz. Was zuvor bearish aussah, wird kurze Zeit später bullish.
Studieren Sie die Marktkräfte
Eine gute Volumen-Analyse ist das Studium der Marktkräfte. Welche Seite besitzt die größte Zugkraft? Und an dieser Stelle muss der Trader den Mut zur Entscheidung haben, um mit der starken Seite mitzugehen. Es gibt kritische Punkte in jedem Trend. An diesen „Keypoints“ scheint es so, als ob eine leichte Feder genügt, um den Kurs nach oben unten zu schicken. In den meisten Fällen orientiert sich der Markt nach dem Volumentrend. Ein Trader, der solche Keypoints fokussieren kann, hat viel zu gewinnen und wenig zu verlieren.
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