Zalando – Gewinnanalyse
Zalando SE hat vorläufige Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Und die können sich auf den ersten Blick sehen lassen: Der Umsatz stieg den Firnemangaben zufolge um voraussichtlich 24-26% auf 909 bis 924 Mio. Euro. Das Ebit soll demnach bei 68-88 Mio. Euro gelegen haben. Ebit bezeichnet den Gewinn vor Steuern und Zinsen. Das würde einer bereinigten Ebit-Marge von 7,5% bis 9,5% entsprechen. Zum Vergleich:
Im entsprechenden Vorjahresquartal lag der Vergleichswert bei 4,1% Ebit-Marge und 30 Mio. Euro Ebit. Mit anderen Worten: Gestiegene Umsatze, höhere Ebit-Marge – und damit ein überproportional gestiegenes Ebit. Es sieht so aus, als ob Zalando gewissermaßen erwachsen geworden ist und nach dem stürmischen Wachstum nun auch verstärkt darauf geachtet wird, dass auch unter dem Strich schöne Beträge übrig bleiben. Oder doch nicht? Das war offensichtlich ein sehr starkes zweites Quartal – was aber nicht aufs ganze Jahr hochgerechnet werden sollte. Denn Zalando selbst erhöht zwar die Prognose für die bereinigte Ebit-Marge für das Gesamtjahr.
Allerdings liegt diese mit 4,0% bis 5,5% deutlich unter dem, was wahrscheinlich im letzten Quartal erreicht wurde. Das Umsatzwachstum soll am oberen Ende der Spanne 20-25% liegen. Mit anderen Worten: Weiter schönes Wachstum – doch einschränkend sei hinzugefügt: Der starke Anstieg bei der Ebit-Marge auf 7,5% bis 9,5% könnte nur ein Phänomen des zweiten Quartals gewesen sein.
Bild: Wochen-Chart der Zalando-Aktie.
In der Vergangenheit bewegte sich die Aktie meistens zwischen 27 und 32 Euro. Mit dem Antrieb über die neuesten Quartalszahlen unternimmt der Kurs einen neuen Versuch die 32 Euro-Grenze zu überwinden.
Zur Info ein Artikel vom 11.11.2014:
Samwer-Brüder: Ehrgeiz, Unternehmergeist, Familiensinn
Letztens habe ich mir in der ZDF Mediathek eine Dokumentation über die Samwer-Brüder angeschaut. Nicht alles, was dort an Kritik vorgebracht wird, finde ich berechtigt, aber natürlich kann sich jeder sein eigenes Bild machen und zur persönlichen Meinungsbildung nutze ich gerne diverse Informationsquellen.
Quelle Dokumentation in der ZDF Mediathek: „Die große Samwer-Show. Die Milliardengeschäfte der Zalando-Boys“
Die Samwer-Brüder Marc, Oliver und Alexander haben definitiv Unternehmergeist, gewaltigen Ehrgeiz und Familiensinn. Diese Kombination ist an sich eine feine Sache, finde ich. In Bezug auf die Ausgestaltung der Geschäftspraktiken gibt es allerdings Kritik.
Einer der Samwer-Brüder: Marc Samwer. Quelle: Wikipedia
- Die von den Samwer-Brüdern gegründeten Unternehmen im Internet-Sektor haben teilweise sehr innovative Ideen und erfolgreich Nischen besetzt.
- Bestes Beispiel ist wohl der Online-Schuhverkäufer „Zalando“.
Wenn Sie das Wort „Zalando“ lesen, denken Sie gerade vielleicht genau wie ich an die Werbung mit dem „Schrei“. Andere der Neugründungen sollen mehr oder weniger Kopien bestehender amerikanischer Unternehmen sein. Legitim auch das, solange legal.
Ihre Beteiligungen und Neugründungen im Internet-Sektor haben die Samwer-Brüder in ein Unternehmen namens „Rocket Internet“ mit Sitz in Deutschland gepackt.
Und dieses Unternehmen ging im Oktober an die Börse. Genau diese Aktie habe ich mir genauer angeschaut. Konkret:
- Letzten Monat erfolgte der Börsengang von Rocket Internet (Firmensitz Berlin).
- Anfang November teilte das Unternehmen mit, dass man durch den Börsengang 1,4 Milliarden Euro eingenommen habe.
Damit blieb der Börsengang von Rocket Internet vom Volumen hier knapp unter den 1,45 Milliarden Euro, welche Telefonica Deutschland (O2) vor rund zwei Jahren eingesammelt hatte. Es handelt sich hier dennoch um einen der größten Börsengänge an einem deutschen Börsenplatz der letzten Jahre.
Der Ausgabekurs hatte bei 42,50 Euro gelegen. Derzeit liegt der Kurs wieder in dieser Region. Somit hätten wir die Möglichkeit, in etwa zum Kurs des Börsengangs einzusteigen. Was ich davon halte? Dazu der Blick auf die Fundamentaldaten von Rocket Internet:
Rocket Internet fungiert als „Inkubator“ diverser Internet-Unternehmen.
Was es mit dem Begriff des „Inkutbators“ in diesem Zusammenhang auf sich hat, bringt Wikipedia auf den Punkt:
„Wie in einem medizinischen Inkubator (Brutkasten) noch nicht lebensfähige Neugeborene mit allem versorgt werden, das ihnen das Überleben ermöglicht, so ähnlich versorgt auch ein Inkubatorunternehmen noch nicht lebensfähige, d. h. noch nicht gewinnbringende Unternehmen mit allem, was diese brauchen, um eines Tages gewinnbringend zu arbeiten. Existenzgründer oder Unternehmensgründer erhalten nach Prüfung ihrer Unternehmensidee Geldmittel, Räume und unmittelbar wirksame Unterstützung beim Aufbau ihrer Firma.“
Das erklärte Ziel von Rocket Internet ist es, diese „Inkubatorunternehmen“ wachsen zu lassen und dann zu verkaufen bzw. an die Börse zu bringen.
Laut Oliver Samwer ist ein langfristiges nachhaltiges Wirtschaften ist nicht geplant. Er soll die Absicht geäußert haben, 95% der Tochterunternehmen von Rocket Internet zu verkaufen oder eben an die Börse bringen zu wollen.
Die Mutter selbst ist ja nun auch an der Börse. Das wiederum bedeutet, dass es harte Fakten gibt. Doch soviel erstmal für heute – weiter zu dem Thema dann morgen.
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel
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